Es geht um mehr als 1000 Fälle: In Berlin sollen zwei Mediziner Patienten zu nicht notwendigen Operationen überredet haben – um sie dann in Narkose zu versetzen, ohne den Eingriff vorzunehmen. Das Motiv laut Anklage: Geld.
Foto: Jose Luis Carrascosa / Westend61 / IMAGOmüssen sich demnächst wohl zwei Mediziner und eine Arzthelferin vor Gericht verantworten, denen die Staatsanwaltschaft vorwirft, fiktive und nicht indizierte Operationen abgerechnet zu haben. Die zwei inzwischen 72 und 67 Jahre alten Ärzte werden beschuldigt, Patienten von medizinisch nicht erforderlichen Operationen überzeugt zu haben, teilte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Berlin mit.
Tatsächlich sollen die Patientinnen und Patienten von den Ärzten schließlich nur betäubt worden sein. Die Operationen selbst seien aber wohl nicht durchgeführt worden, hieß es. Abgerechnet wurden die Eingriffe – 1052 Fälle über einen Zeitraum von fünf Jahren – laut Anklage aber trotzdem. Das soll das eigentliche Ziel der beiden Ärzte und der 55 Jahre alten Arzthelferin gewesen sein.
Konkret hätten der Internist und der Anästhesist zwischen Januar 2013 und Juni 2018 in einer Praxis in Berlin-Schöneberg bei Privatpatienten wider besseres Wissen das sogenannte Barrett-Syndrom diagnostiziert, heißt es. Bei tatsächlichem Vorliegen eines Barrett-Syndroms kann als mögliche Vorstufe einer Krebserkrankung in Wirklichkeit eine Operation unter Vollnarkose angezeigt sein.
Zu den Betroffenen zählten laut Anklage Patienten, die den Internisten wegen Speiseröhrenbeschwerden, insbesondere Sodbrennen, aufgesucht hatten. Der Anästhesist soll die Betäubung übernommen haben, ohne dass die Eingriffe durchgeführt worden seien.
Der Anästhesist soll den Angaben zufolge insgesamt 714 Rechnungen mit einem Gesamtwert über die nicht indizierten Narkoseleistungen gestellt haben – über 137.623 Euro. Der Internist unter Mithilfe der Arzthelferin, die auch seine Lebensgefährtin ist, wiederum soll in 1050 Rechnungen 1.051.100 Euro für die nicht erfolgten Operationen in Rechnung gestellt haben.
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