Baldur Preiml, der am Montag im Alter von 85 Jahren gestorben ist, war der Trainer, der die österreichischen Skispringer zu Weltklasse führte. Unter seiner Leitung begannen die Österreichische Skispringer 1974 mit einem fulminanten Aufwind. Er brachte Mentaltraining und innovative Trainingsmethoden ein. Preiml prägte die Skisprungszene mit seinem revolutionären Ansatz für Jahrzehnte.
Kaum vorstellbar, aber es gab eine Zeit, in der die Österreich er keine dominierende Skisprungnation waren. Zwischen 1954 und 1974 gab es keinen einzigen österreich ischen Sieger bei der Vierschanzentournee . Die Triumphe teilten sich meistens die Norweger und die Deutschen, vor allem die Springer aus der DDR. Bis Baldur Preiml kam. 1974 übernahm Preiml, der am Montag im Alter von 85 Jahren gestorben ist, den Job des Cheftrainers der Skispringer, und alles wurde anders. Die Adler waren geboren.
Das Podest der ersten Vierschanzentournee unter seiner Regie war komplett rot-weiß-rot. Sieger Willy Pürstl vor Edi Federer und Karl Schnabl. Der ORF als Fernsehsender, der in den Jahren zuvor wegen notorischer Erfolglosigkeit der Österreicher die Liveübertragungen eingestellt hatte, verzeichnete Rekordquoten. Ganz Österreich saß vor den Bildschirmen, um die Siege der rot-weiß-roten Springer zu verfolgen. Ein Hype, der selbst die Skifahrer um Superstar Franz Klammer in den Schatten stellte.Der Kärntner war früher selbst ein sehr guter Springer gewesen, 1968 bei den Olympischen Spielen in Grenoble gewann er zum Abschluss seiner Karriere Bronze auf der Normalschanze, aber zu mehr reichte es nicht. »Die eigene Laufbahn war ziemlich überschätzt«, hat er im Nachhinein der »Süddeutschen Zeitung« gesagt, aber eines habe er sofort gewusst, als er in Grenoble auf dem Podium stand und den Olympiasieg verpasst hatte: »Ich werde so lange junge Leute trainieren, bis einer von denen Olympiasieger ist.«Ab dem Mai 1974 bekam er die Chance, dieses Gelöbnis in die Tat umzusetzen. Zuvor hatte er als Lehrer für Sport und Geschichte am berühmten Skigymnasium in Stams schon ein Auge auf ein paar Talente geworfen, die bei ihm die Schulbank drückten. Da gab es den jungen Karl Schnabl und vor allem einen noch jüngeren Kerl, der einiges mitbrachte, um mal ein Großer zu werden: Toni Innauer. Preiml und Innauer, das wurde eine Kombination, von der die heutige Skisprung-Generation im Land immer noch profitiert. Preimls Vorgänger als Bundestrainer war der altvordere Sepp »Bubi« Bradl gewesen, ein Skiidol in Österreich, der Sieger der allerersten Vierschanzentournee 1953, aber auch einer mit einer unseligen Nazivergangenheit, SA-Mitglied in Österreich, noch bevor Hitler 1938 den Anschluss herstellte, als Trainer konservativ, mit ihm ging es nicht voran.Preiml hatte unter ihm als Sportler trainiert, er wusste, er würde vieles, nein, er würde alles anders machen, wenn er mal das Sagen hat. Ab Mai 1974 war es so weit.Als Sportler hatte Preiml darunter gelitten, dass er die Leistungen, die er im Training gebracht hatte, im Wettkampf fast nie bestätigen konnte. Er wusste, was es bedeutet, mit Druck umzugehen, wie wichtig mentale Gesundheit ist. Und was es bedeutet, wenn sich kein Trainer darum kümmert, wie es einem Athleten psychisch geht. Also wälzte Preiml die modernste Literatur zur Trainingslehre, er führte Mentalübungen ein. Er wusste aus eigener Erfahrung: Wem es mental gut geht, der ist zur Bestleistung imstande. »Angst ist eine sehr große Lärmmaschine. Da muss man in der Lage sein, diesen Gedankenstrom unter Kontrolle zu haben.« Ein typischer Preiml-Satz. Er liebte es, bei seinen Äußerungen Ausflüge in die Philosophie und in die Psychologie zu machen. Manche nannten ihn daher einen Sonderling. Aber er war einfach nur modern.Preiml kümmerte sich als Chefcoach um die Ernährung der Sportler, was vorher im Österreichischen Skiverband (ÖSV) so gut wie niemand getan hatte. Für asiatische Weisheitslehren hatte er eine Schwäche und führte sie in den Trainingsalltag ein. Und er revolutionierte das Material.Preiml war ein Tüftler, gemeinsam mit dem Hosenfabrikanten Sepp Reinalter entwickelte er ganz neue Sprunganzüge für seine Athleten, luftdurchlässig, als »Ballonanzüge« verblüfften sie die Konkurrenz, die noch ein paar Jahre zuvor mit Zipfelmütze und Winterpullover in die Schanze gegangen waren. Er experimentierte mit Wadenstützen, um die Stabilität in der Anlaufspur und bei der Landung zu verbessern, die Flächen der Sprungski ließ er verändern. Die Jungen im Team saugten auf, was Preiml ihnen erzählte, die Erfahrenen um Reinhold Bachler wussten nicht, wie ihnen geschah, als sie plötzlich zehn, 15 Meter weiter sprangen als bisher. Schon ein halbes Jahr nach Preimls Beginn im Trainerjob waren die ÖSV-Springer Weltspitze.Innauer und Schnabl wurden seine beiden Musterschüler. 1976, bei den Heim-Winterspielen in Innsbruck, triumphierte Schnabl. Gold auf der Großschanze, Preiml hatte sein Versprechen, das er sich 1968 gegeben hatte, eingelöst. Innauer wiederholte vier Jahre später in Lake Placid den Triumph. Vor allem Innauer war wie beseelt von dem, was sein Lehrmeister ihm vermittelte, ein »ungewohnt professionelles, aber spaßbetontes Training«. Nachdem er mal schwer gestürzt war, ließ ihn Preiml wochenlang nur auf kleinen Schanzen springen, um ihm die Angst vorm Sturz zu nehmen. So etwas war damals ganz ne
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