Bayerisches Kultusministerium verweigert Klimaaktivistin Lisa Poettinger Zugang zum Lehrerberuf

Politik Nachrichten

Bayerisches Kultusministerium verweigert Klimaaktivistin Lisa Poettinger Zugang zum Lehrerberuf
KlimaaktivistinLehrerberufBayern
  • 📰 BR24
  • ⏱ Reading Time:
  • 188 sec. here
  • 12 min. at publisher
  • 📊 Quality Score:
  • News: 102%
  • Publisher: 84%

Der Freistaat Bayern will einer Klimaaktivistin und Kapitalismus-Kritikerin den Weg in den Lehrerberuf verwehren – weil das Kultusministerium sie offenbar für eine Kommunistin hält. Lisa Poettinger, 28, studiert Lehramt für Gymnasien. Um die Ausbildung abzuschließen, müsste sie ein Referendariat absolvieren. Das bayerische Kultusministerium stuft sie jedoch als Linksextremistin ein und verweigert ihr deshalb einstweilen den Zugang zur Ausbildung. Poettinger sieht darin den Versuch, den Klimaprotest mundtot zu machen. Es liegen Verfahren gegen sie wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte im Braunkohletagebau Lützerath vor. Die Entscheidung über Poettingers berufliche Zukunft ist noch offen.

Der Freistaat Bayern will einer Klimaaktivistin und Kapitalismus-Kritikerin den Zugang zum Lehrerberuf verwehren, weil das Kultusministerium sie als Kommunistin einschätzt. Es handelt sich um die 28-jährige Lisa Poettinger, die Lehramt für Gymnasien studiert. Um ihre Ausbildung abzuschließen, müsste sie ein Referendariat absolvieren. Das bayerische Kultusministerium stuft sie jedoch als Linksextremist in ein und verweigert ihr deshalb vorerst den Zugang zu dieser Ausbildung.

Poettinger sieht darin einen Versuch, den Klimaprotest zu unterdrücken: „So ein Berufsverbot hat wirklich ein großes Einschüchterungspotenzial“, sagt sie auf BR24-Anfrage. Bereits während ihres Protests gegen die Automesse IAA in München 2021 habe ihr die Polizei mitgeteilt, dass sie damit ihre berufliche Zukunft gefährden könnte. Über den Fall berichtet die Süddeutsche Zeitung. In einem Schreiben an Poettinger, aus dem die Zeitung zitiert, argumentiert das Ministerium mit deren Kapitalismuskritik bei Aktionen gegen die Automesse. Poettinger selbst, die derzeit in einem Kindergarten arbeitet, bezeichnet sich als Marxistin – aber ausdrücklich nicht als Kommunistin. Sie sei eine überzeugte Verfechterin von Grundgesetz und bayerischer Verfassung. „Ich finde die Analyse richtig, dass Kapitalismus zu Ausbeutung von Menschen und der Natur führt“, sagt sie, „und auch allgemein zu ungerechten Strukturen. Die uns letztendlich, wie wir ja sehen, gegen die Wand fahren.“ Wenn etwa der Slogan ‚System change, not climate change‘ als verfassungsfeindlich gelte, müsste man aus ihrer Sicht auch andere Organisationen wie den Bund Naturschutz kriminalisieren – was absurd wäre. Der Freistaat argumentiert wiederum auch mit anhängigen Verfahren gegen die Aktivistin wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte im Braunkohletagebau Lützerath vor zwei Jahren: Sie habe absichtlich Gesetze gebrochen und zeige kein Unrechtsbewusstsein. Ein Urteil gibt es bisher nicht. Abschließend entschieden ist über die berufliche Zukunft Poettingers ebenfalls noch nicht: Das Kultusministerium will sie erst noch anhören – und sie selbst hat verkündet, sich nicht einschüchtern zu lassen und gegen die Entscheidung vorzugehen. Am Freitag gibt sie eine Pressekonferenz. Am 17. Februar starten die neuen Referendarinnen und Referendare in Bayern ihren Dienst. „Wann wollen die denn entscheiden?“, fragt Poettinger. Das Verfahren laufe bereits seit Herbst, und sie müsse ja womöglich für das Referendariat in eine andere Stadt ziehen. Im bayerischen Ministerrat berichtete am heutigen Dienstag Kultusministerin Anna Stolz (FW) zu dem Fall. Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) verkündete anschließend: „Wir wollen weder Kommunisten noch Nazis in unseren Schulen.“ Poettingers Fall sei aber noch nicht entschieden, sondern werde aktuell noch geprüft. Herrmann betonte, dass Poettingers Tätigkeit als Klimaaktivistin nicht der Grund für das Anhörungsverfahren sei. Es gehe um ihr „Engagement in linksextremistischen Vereinigungen sowie auch um im Zusammenhang stehende strafrechtliche Ermittlungen“. Poettinger war zuvor an Veranstaltungen der Gruppe „Offenes Antikapitalistisches Klimatreffen München“ beteiligt. Die Organisation wurde vom bayerischen Verfassungsschutz als linksextrem eingestuft – laut Poettinger war das aber noch nicht der Fall, als sie an den Treffen teilnahm. Stolz hatte bereits zuvor auf BR24-Anfrage betont: „Unabhängig vom konkreten Fall, der sich gerade noch in Prüfung befindet, gilt für mich immer: Der Schutz unserer Kinder und Jugendlichen an den bayerischen Schulen hat oberste Priorität.“ Für Beamte und Lehrkräfte gelte deswegen eine besondere Pflicht zur Verfassungstreue: „Wer nicht mit beiden Beinen fest auf dem Boden unserer Verfassung steht, den lassen wir nicht in den staatlichen Schuldienst!“ Öffentliche bekannt wurde Poettinger als Mitorganisatorin der großen Demo gegen Rechtsextremismus vergangenes Jahr. Wo sie lieber niemand von der CSU dabei gehabt hätte – sie habe „gar keinen Bock“ auf Rechte jeglicher Couleur, ließ sie damals wissen. Übrigens: Einfach ein Referendariat außerhalb Bayerns zu machen, das kommt für Poettinger nicht infrage. Wegen familiärer Verpflichtungen gehe das nicht, betont sie

Wir haben diese Nachrichten zusammengefasst, damit Sie sie schnell lesen können. Wenn Sie sich für die Nachrichten interessieren, können Sie den vollständigen Text hier lesen. Weiterlesen:

BR24 /  🏆 5. in DE

Klimaaktivistin Lehrerberuf Bayern Kultusministerium Linksextremist Referendariat Kapitalismuskritik

Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen

Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.

DOSB und Kultusministerium fordern Aufarbeitung von Missständen im KunstturnenDOSB und Kultusministerium fordern Aufarbeitung von Missständen im KunstturnenNach Vorwürfen von Turnerinnen über Missstände am Bundesstützpunkt in Stuttgart fordern der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Kultusministerium Baden-Württemberg eine genaue Aufarbeitung. Der DOSB hat den Deutschen Turner-Bund (DTB) und den Schwäbischen Turnerbund (STB) zur Einbeziehung in die Selbstüberprüfung gebeten. Das Ministerium betont, dass internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht über der körperlichen und psychischen Unversehrtheit der Athletinnen und Athleten stehen darf.
Weiterlesen »

DOSB und Kultusministerium reagieren auf Missbrauchsvorwürfe am Turn-Bundesstützpunkt in StuttgartDOSB und Kultusministerium reagieren auf Missbrauchsvorwürfe am Turn-Bundesstützpunkt in StuttgartDer Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und das Kultusministerium Baden-Württemberg fordern eine gründliche Untersuchung der Missstände am Bundesstützpunkt in Stuttgart, die von ehemaligen Turnerinnen öffentlich gemacht wurden. Zwei Übungsleiter wurden vorläufig freigestellt.
Weiterlesen »

DOSB und Kultusministerium reagieren auf Missbrauchsvorwürfe im Stuttgarter TurnzentrumDOSB und Kultusministerium reagieren auf Missbrauchsvorwürfe im Stuttgarter TurnzentrumNach Vorwürfen von systematischem Missbrauch und katastrophalen Bedingungen am Bundesstützpunkt in Stuttgart reagiert der DOSB und das Kultusministerium Baden-Württemberg. Zwei Übungsleiter wurden vorläufig freigestellt, und die Sportverbände DTB und STB sollen die Vorwürfe aufarbeiten.
Weiterlesen »

Missbrauchsvorwürfe im Turnen: DOSB und Kultusministerium fordern AufklärungMissbrauchsvorwürfe im Turnen: DOSB und Kultusministerium fordern AufklärungDer Deutsche Olympische Sportbund und das Kultusministerium haben auf die Missbrauchsvorwürfe am Bundesstützpunkt in Stuttgart reagiert. Zwei Personen wurden vorläufig freigestellt.
Weiterlesen »

Referendariat in Bayern verwehrt: Aktivistin wegen politischer Gesinnung ausgeschlossenReferendariat in Bayern verwehrt: Aktivistin wegen politischer Gesinnung ausgeschlossenLisa Poettinger, eine Lehramtsabsolventin, darf ihr Referendariat in Bayern nicht antreten, weil das Kultusministerium ihre politische Aktivität als Verfassungswidrig ansieht. Der Fokus liegt auf Poettingers Protest gegen die IAA und ihrer ideologischen Zugehörigkeit zum Marxismus.
Weiterlesen »

Freistaat gegen Klimaaktivistin: Bayern außer KontrolleFreistaat gegen Klimaaktivistin: Bayern außer KontrolleEine Lehramtsstudentin bekommt kein Referendariat. Bayern wirft der Klimaaktivistin „kommunistische Ideologie“ vor. Das ist falsch und gefährlich.
Weiterlesen »



Render Time: 2025-02-21 11:41:39