In einem Bielefelder Stadtteil herrscht Aufruhr, da Kupferdiebe immer wieder Hausfassaden ausplündern. Die Opfer erstatten online Strafanzeige, doch die Polizei erhält die Informationen erst Wochen später. Dadurch können Zusammenhänge nicht erkannt und die Täter nicht schnell genug gefasst werden.
Die Täter schlagen immer wieder in der Nachbarschaft zu – immer nachts. Die Opfer der Bande entdecken erst am nächsten Morgen die Bescherung. Die Täter sind längst über den Bielefeld er Berg. Da sie zunächst noch keine Zusammenhänge erkennen, erstatten die Bielefeld er ihre Strafanzeige online, der bequemen Alternative zum Besuch der klassischen Polizei wache. Doch nach wenigen Tagen ist klar, dass die Kupferdiebe inzwischen rund zehnmal rund um die Potsdamer Straße in Heepen zugeschlagen haben.
Es dauert nicht lange, bis in der Nachbarschaft Aufruhr herrscht. Die Opfer der Fallrohr-Diebe vernetzen sich, rechnen angesichts der hohen Zahl der Taten mit der Rückkehr der Täter und hoffen möglichst bald auf erhöhte Präsenz der Polizei. Das Problem: Die weiß auch drei Wochen nach der Tatserie noch immer nichts davon. Der Grund: Viele der online erstatteten Strafanzeigen landen nicht sofort bei der ortsansässigen Polizeibehörde. Oft braucht es Wochen, bis die Anzeigen der Internet-Wache einen Sachbearbeiter erreichen. Der Nachteil: Erst wenn die vorliegen, lassen sich Zusammenhänge erkennen. Ein betroffener Anwohner berichtet drei Wochen nach der Tat: „Wir wissen inzwischen von zehn Fällen in unserer Straße. Eine Familie hat sogar zwei Tatverdächtige beobachtet.“ Die Bielefelder Polizei aber hat zu dem Zeitpunkt noch keinen Zugriff auf die Vorgänge. Wo bleiben die so lange? In Zeiten von weltweiten Digitalisierungs- und Vernetzungsoffensiven kommt niemand auf die Idee, dass eine Online-Strafanzeige erst nach mehreren Wochen von einem Ermittler wahrgenommen wird. Wer eine Online-Strafanzeige erstatten will, muss mehrere Arbeitsschritte absolvieren und zahlreiche Warnhinweise zur Kenntnis nehmen. Unter anderem den Hinweis: „Bitte beachten Sie, dass wir in dringenden und zeitkritischen Fällen sowie Sachverhalten, welche Sofortmaßnahmen durch die Polizei erforderlich machen, eine persönliche Kontaktunt mit der Polizei empfehlen.“ Dazu gehörten Fälle von Unfallflucht, wenn Täter noch in der Nähe oder gerade geflüchtet sind und wenn noch Spuren gesichert werden müssen – etwa nach Einbrüchen. Natürlich handelt es sich bei Kupferrohrdiebstahl nicht um zeitkritische Schwerkriminalität. Aber die Betroffenen setzen trotzdem darauf, dass die Polizei leicht erkennbare Zusammenhänge oder Schwerpunkte krimineller Handlungen erkennt und darauf reagiert. Anzeigen werden vom LKA nach Bielefeld geschickt Das für die Internet-Wache zuständige Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf berichtet, dass Onlineanzeigen und Hinweise aus der Internet-Wache zentral an den Lagedienst des LKA übersandt werden. „Die Anzeigen und Hinweise erreichen den Lagedienst ohne Verzögerung. Beim Lagedienst erfolgt eine erste Sichtung auf eventuelle Gefahrenüberhänge. Tagesaktuell werden die Onlineanzeigen auf digitalem Weg an die zuständigen Polizeibehörden weitergeleitet.“ Und dann wird es komplizierter als gedacht: Wie Polizeisprecherin Hella Christoph vom Polizeipräsidium Bielefeld mitteilt, müssten die Vorgänge, die vom LKA-Lagedienst vorgeprüft wurden, in Bielefeld „zunächst noch durch Erfasser zu Strafanzeigen weiterbearbeitet werden“. Das heißt, die Anzeige des Bürgers ist noch gar keine Anzeige und muss nun in der Sachbearbeitung dazu gemacht werden. Erfassung und Bearbeitung erfolge „unter Berücksichtigung zeitlicher Dringlichkeit“, betont Christoph. „Parameter dabei ist die zeitliche Erforderlichkeit der Einleitung polizeilicher Maßnahmen.“ Das heißt, je schneller die Polizei bei einem Fall eingreifen sollte, desto eiliger wird der Vorfall erfasst und weitergeleitet. Es gibt also Online-Anzeigen, die sehr schnell auf dem Ermittlertisch landen und andere nicht. Mehr als eine Million Onlineanzeigen gehen pro Jahr in Deutschland auf diesem Weg an die Behörden. Ein beträchtlicher Teil davon geht beim LKA in Düsseldorf ein: 256.019 Anzeigen und 15.063 Hinweise betrafen 2024 Vorfälle in NRW (Vorjahr: 251.015 und 13.606). 6.213 dieser Onlineanzeigen wurden im vergangenen Jahr an das Polizeipräsidium Bielefeld weitergeleitet. Das sind 17 pro Tag – Tendenz steigend. Im Jahr zuvor waren es lediglich 5.241. Aber es gibt noch weitere Kritikpunkte. So berichtet ein Bielefelder, dass seine Vorarbeit in einem der Online-Kanäle verloren gegangen sei. Er hatte nach einer Fahrerflucht auf der Internet-Wache alle erforderlichen Formular-Daten ausgefüllt und dann noch digitale Beweisfotos des Schadens seiner Anzeige angehängt. „Es dauerte rund vier Wochen, bis ich von einer Sachbearbeiterin angerufen wurde. Eine ihrer ersten Fragen war, ob ich auch Fotos von dem Schaden gemacht hätte“, berichtet der Anwohner frustriert
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