Technikspielerei: Zur Bayreuther Eröffnungspremiere experimentiert Regisseur Jay Scheib mit Augmented Reality. Dirigent Pablo Heras-Casado überzeugt hingegen ganz altmodisch.
Nanu, denkt man sich, falsches Stück? Eigentlich war doch „Parsifal“ annonciert, doch was die Natur hier auf dem Grünen Hügel aufführt, fühlt sich eher an wie der Beginn von „Walküre“: Ein monströses Gewitter entlädt sich kurz vor 16 Uhr, die traditionellen Blechbläser auf dem Balkon fallen aus, gewaltige Wassermassen ziehen in Sturzbächen den Hang hinunter.
Wobei der Begriff „offene Bühne“ hier nicht gut funktioniert, denn es gibt zwei Bühnen, eine reale und eine zusätzliche, die man nur sieht, wenn man Augmented Reality -Brillen aufsetzt, das große Ding in diesem Jahr, doch offenbar aufgrund der hohen Kosten nur für wenige Besucher verfügbar, rund 300 von 2000 Plätzen sind so ausgestattet. Jay Scheib heißt der amerikanische Regisseur, der die Technik mit einem Team um Joshua Higgason entwickeln hat lassen.
In den ersten Minuten wäre „nett“ wahrscheinlich die passendste Bezeichnung. Zu Wagners galaktischer Musik sieht man Sterne vorbeifliegen, oder sind es Glühwürmchen, wer hat eigentlich, siehe Insektensterben, das letzte Mal reale Glühwürmchen gesehen? Auch Planeten, Bäume, später ein Fuchs surren umher, man muss das nicht unbedingt verstehen, lieber immer wieder mal die Brille abnehmen, um das Geschehen auf der Bühne pur zu sehen.
Ist es das wert? Kann Oper mit AR ein neues Publikum locken, das den zur Selbstverständlichkeit gewordenen Dauerbeschuss digitaler Reize so gewohnt ist, dass es eine „normale“ Bühne und „einfach nur Musik“ als leer und langweilig, ja als Zumutung empfindet? Vielleicht – eine Tür ist geöffnet, das Potential ist da. Aber man müsste es kreativer, intelligenter auch nutzen als das, was am Dienstagabend präsentiert worden ist.
Elina Garanca begeistert den Saal, weil sie als Kundry durch alle Tiefen der Hölle geht, Georg Zeppenfeld ist erneut ein fantastischer, großartig textverständlicher, mit resonierendem Bass singender Gurnemanz, Derek Welton ein stimmlich aufwühlender, optisch allerdings kaum an seiner Wunde laborierender Amfortas.
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