Die Geschichte von Alina zeigt das Dilemma: Sie will unbedingt ein zweites Kind bekommen, doch ihre eigenen Eizellen sind lebensunfähig. Die einzige Möglichkeit ist eine Eizellspende, die in Deutschland verboten ist. Der Text beleuchtet die Gründe für dieses Verbot und die Folgen für Betroffene, die ins Ausland fahren müssen, um ihre Familienpläne zu realisieren.
Alina, 30 Jahre alt, hatte schon immer Kinder im Lebensplan. Drei Jahre nach der Begegnung mit ihrem Partner, der zu ihrer Vorstellung von Familie passen sollte, brachte sie ihren ersten Sohn zur Welt. Der Wunsch nach einem zweiten Kind war von Beginn an da. Die beiden versuchten es erneut, zunächst eigenständig, dann mit Unterstützung. Doch der Wunschkinder wurde nicht erfüllt. Zwei Jahre voller Tränen und Versuche später schwand die Hoffnung, ein zweites Baby zu bekommen.
Alina wurde immer wieder darauf hingewiesen, aufzuhören. Aber für Alina und ihren Mann war der Wunsch nach einem zweiten Kind genauso stark wie der nach dem ersten. Sie stießen auf Kommentare, die die persönliche Not der Betroffenen nicht sahen. Jede erfolglose Behandlung war ein tiefes Loch, aus dem sie sich immer schwerer befreiten, während sie auf der Straße andere Schwangere und Mütter mit Kinderwagen sahen. An einem dieser Tiefpunkte fragte sie ihre Ärztin, ob sie sich schon mal über eine Eizellspende Gedanken gemacht hätten. Alina konnte es sich nicht vorstellen. Sie dachte, dass die Ärztin ihnen aufgegeben hatte. Dass ihre Frauenärztin die Option Eizellspende überhaupt anspricht, ist ungewöhnlich. Kinderwunschzentren und Ärzt:innen dürfen in Deutschland zu dem Thema nicht beraten: Eizellspenden sind hier verboten. Deutschland bildet damit eine Ausnahme im europäischen Raum. In vielen anderen Ländern ist das Spenden von Eizellen erlaubt. Vorreiter sind Spanien und Tschechien. Nicht nur, was moderne Reproduktionsmedizin betrifft: Über die Hälfte aller Eizellspendenbehandlungen im europäischen Raum werden in diesen Ländern durchgeführt. Hierzulande greift das 35 Jahre alte Embryonenschutzgesetz, welches Föten vor sogenannten fremdnützigen Zwecken schützen soll. Dazu zählt neben der Forschung an Ungeborenen auch die Eizellspende. Befürchtet wurden Schäden für das Kind, da die gebärende, soziale Mutter nicht die genetische ist. Zwei Väter hingegen erschienen unproblematisch. Samenspenden waren damals bereits seit 20 Jahren möglich, also lange erprobt. Auch heute ist es die einfachste medizinische Maßnahme bei männlicher Unfruchtbarkeit. Die Entnahme und Abgabe von Eizellen hingegen birgt größere medizinische Risiken, höheren Aufwand und Belastungen für die Spenderinnen. Ob sie diese auf sich nehmen möchten, dürfen Frauen hier jedoch nicht selbst entscheiden. Das bestimmt der Gesetzgeber. Zusätzlich gibt es ethische Bedenken: Länder, in denen die Eizellvermittlung erlaubt ist, wie Österreich, Großbritannien und die Niederlande, zeigen, dass ohne deutliche finanzielle Anreize nur sehr wenige Frauen bereit sind, ihre Eizellen abzugeben. Zu wenige, um den Bedarf zu decken, so dass häufig auf Eizellen aus Ländern zurückgegriffen wird, in denen Frauen aus finanzieller Not spenden. Für Alina ist eine fremde Eizelle die letzte Hoffnung. Obwohl sie mehr als genug eigene Eier hat, stimmt etwas nicht: Fast alle ihre Embryonen wiesen Chromosomenschäden auf, die sie lebensunfähig machen. Festgestellt wurde das in Spanien, wo Präimplantationsdiagnostik erlaubt ist. In Deutschland sind solche Untersuchungen ebenfalls durch das Embryonenschutzgesetz verboten bzw. nur nach Genehmigung durch die Ethikkommission möglich und sehr teuer. Frauen mit ähnlichen Diagnosen oder solche, die wegen einer Krebsbehandlung keine fruchtbaren Eizellen mehr haben, haben ohne eine gespendete Eizelle keine Chance mehr, schwanger zu werden. Also zieht es immer mehr Paare oder Frauen ins Ausland. Meist nach Spanien und Tschechien. Dort erfolgt die Spende anonym. Die so entstandenen Kinder haben später keine Möglichkeit, etwas über ihre genetischen Mütter herauszufinden. Das verfassungsrechtlich verbriefte Recht auf Kenntnis seiner Herkunft bleibt dem Kind versagt und das wiederum kann bei den Spenderkindern später zu psychosozialen Problemen führen. So erklärt Dr. Anne Meier-Credner, Pressesprecherin von Spenderkinder e.V.: 'Heutzutage wird empfohlen, dass Spenderkinder möglichst früh, am besten von Anfang an, über ihre Entstehungsgeschichte aufgeklärt werden. Erfahren Spenderkinder erst als Erwachsene davon, ist das oft eine große Herausforderung, weil sie ihre Identität auf neue Füße stellen müssen und sie sich gleichzeitig in der Beziehung zu ihren Eltern getäuscht und betrogen fühlen.' Trotzdem deuten Studien darauf hin, dass die meisten Eltern ihre Kinder noch nicht aufgeklärt haben
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