Nicki Thiims erste volle DTM-Saison mit Lamborghini ist voller Rätsel. Der Aston-Martin-Fahrer feierte einen Sieg, blieb aber auf normalen Rennstrecken deutlich hinter Meister Mirko Bortolotti zurück.
Nicki Thiim s erste vollständige DTM -Saison hinterließ viele Fragen. Der 35-jährige Däne, der seit seiner Kindheit von der DTM träumt, feierte auf dem Stadtkurs Norisring seinen ersten Sieg, war aber auf normalen Rennstrecken deutlich im Schatten seines Teamkollegen und Meisters Mirko Bortolotti .
Was waren die Gründe für dieses schwierige Jahr im Lamborghini-Meisterteam SSR Performance? „Das ist auch meine große Fragezeichen“, antwortet Thiim, der als einer der besten GT3-Piloten gilt, zum Saisonende 2024 im Gespräch. Besonders Spielberg, als er am Sonntag bei trockenen Bedingungen im Qualifying und Rennen 16. wurde, sei für ihn „der absolute Tiefpunkt in mehreren Jahren“ gewesen, „weil wir so weit weg waren“. „Ich habe eine Familie bei Aston, springe in die Kiste und es fühlt sich gut an. Und natürlich instinktiv – und dann sind wir auch gut auf Pace. Und hier klappt es irgendwie nicht auf normalen Rennstrecken“, sagt der Aston-Martin-Werksfahrer, der 2024 von seinem Arbeitgeber eine Freigabe für den Lamborghini-Einsatz in der DTM erhielt. Die Statistik zeigt, dass Thiim in Nürnberg tatsächlich sein mit Abstand bestes Saison-Wochenende erlebte: Am Samstag erkämpfte er Platz vier, am Sonntag fuhr er von der Pole souverän zum Sieg. Abgesehen davon war Platz fünf beim letzten Saisonrennen in Hockenheim sein Highlight, als es für seinen Teamkollegen um den Titel ging und er neben ihm von Startplatz zwei losfuhr. Sonst kam Thiim nicht über zwei achte Plätze hinaus. In 16 Qualifyings war er nur dreimal schneller als Bortolotti. Im Fahrerlager hört man immer wieder, dass all das kein Wunder sei, denn Thiim habe als Aston-Martin-Werksfahrer im Lamborghini aus politischer Sicht einen Nachteil: Die Italiener hätten kein Interesse an einem starken Aston-Martin-Piloten im eigenen Auto. Eine Verschwörungstheorie? „Nein, das wusste ich schon, bevor ich zugesagt habe“, kann Thiim der Theorie nichts abgewinnen. „Ich wurde vom Team und von ‚Lambo‘ gut behandelt – und nicht unterschiedlich als Mirko“, stellt er klar. Er habe vom Auftakt in Oschersleben bis zum Saisonfinale „die gleichen Bedingungen“ vorgefunden, beide Autos seien „in Topzustand“ gewesen. „Das muss man auch SSR anrechnen: Sie haben es verdient, wo sie jetzt sind – zusammen mit Mirko. Sie machen ihre Hausaufgaben unheimlich gut. Woran das andere liegt und ob das mein rechter Fuß ist? Keine Ahnung.“ Auch an der Motorleistung habe es seiner Meinung nach nicht gelegen, obwohl Bortolottis Topspeed in der Regel besser war. „Es ist schwierig zu sagen, aber für mich ist es eher die Performance in den Kurven“, sagt er. „Und es ist logisch: Wenn dir Performance in den Kurven fehlt, fehlt sie dir auch auf den Geraden. Nein, da waren Lamborghini und SSR immer fair zu mir. In den Kurven stehe ich einfach gefühlt im Vergleich zu den anderen.“ Könnte das damit zu tun haben, dass Thiim den Lamborghini Huracan GT3 bei Weitem nicht so gut kennt wie seinen Aston Martin Vantage GT3? „Natürlich ist es ein anderes Auto. Aber ich bin einer, der sagt: Entweder kann man es oder man kann es nicht. Das ist eigentlich ganz simpel. Es ist instinktiv – und du kannst es oder nicht“, will er keine Ausreden gelten lassen. Zudem habe er in seinem Leben schon zahlreiche unterschiedliche Boliden gefahren und sei 2023 beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps im Audi R8 LMS GT3 „viel schneller“ gewesen als R8-Spezialist Kelvin van der Linde. Thiim gibt aber zu, dass es beim Lamborghini jedes Mal „eine andere Überraschung“ gegeben habe, „wenn ich da reinspringe. Deswegen ist es unheimlich schwierig, ein Vertrauen aufzubauen“. Ihm fehle „das Gefühl, dass man in der Kurve ohne Probleme und voller Vertrauen in die Bremse reinhämmert, ohne dass man das Auto gefühlt zum Mond schießt.“ Dazu kommt, dass ihm 2024 die Sonderstellung der DTM im GT3-Bereich erst so richtig bewusst geworden sei. „Es ist eine schwierige Aufgabe, das habe ich dieses Jahr auch gelernt“, sagt er. Auf Nachfrage, was den Unterschied zu anderen Serien mache, antwortet er: „Es ist einfach das Niveau. Ich will nicht sagen, dass das Niveau woanders schlechter ist, aber hier ist es übertrieben gut. Alle Fahrer – außer vielleicht ich – fahren diese Kiste jedes Wochenende.“ Zudem fährt man im Gegensatz zu anderen Serien in der DTM mit ungeheizten Reifen und habe durch das Ein-Fahrer-pro-Auto-Prinzip andere Möglichkeiten beim Set-up. „Die Suche nach den Details ist so kritisch, dass Erfahrung unheimlich wichtig ist. Als Team und als Fahrer. Das war auch ein riesiges Lernjahr für mich.
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