Mehr als 25.000 Fahrräder wurden 2021 bei der Berliner Polizei als gestohlen gemeldet. Die Chancen, dass sie wieder auftauchen, sind gering.
BERLIN taz | Manchmal passieren einem Dinge in Berlin, die dürften gar nicht passieren. Dem Autor dieses Textes etwa: Vor ein paar Wochen, der Frühling war schon da, parkte er sein Fahrrad am Sonntag vor einer Brunch-Location im Neuköllner Schillerkiez. Weil kein Laternenmast mehr frei, der Blick aus dem Café aber unverstellt war, schloss er es nicht an, sondern nur ab.
Wovon reden wir? Um genau zu sein: von 25.438 Fahrrädern, die 2021 bei der Berliner Polizei als gestohlen gemeldet wurden. Macht im Durchschnitt knapp 70 Velos an jedem einzelnen Tag. Seit vergangenem September veröffentlicht die Polizei die täglich aufgenommenen Anzeigen als „Open Data“, eine schier endlose Tabelle von Damen-, Herren-, Kinderfahrrädern mit geschätztem Wert zwischen ein paar hundert und mehreren tausend Euro.
Trotz des beobachteten Rückgangs bleiben die Fallzahlen natürlich enorm hoch. In Knöpkes Abschnitt meldeten im vergangenen Jahr 1.286 frustrierte RadlerInnen den Diebstahl ihres Gefährts. Rechnerisch werden am Ende nur um die 60 davon ihr Gefährt wiederbekommen – die berlinweite Aufklärungsquote lag 2021 bei dürren 4,6 Prozent. Immerhin, so Daniel Knöpke, sei das noch die zweitbeste Quote in den vergangenen zehn Jahren.
Wiedersehen auf Ebay Dass auch Ebay eine Fundgrube ist, wissen viele Bestohlene längst. Es komme „locker einmal pro Woche“ vor, dass ein Anrufer sich beim Abschnitt melde, weil er sein eigenes Rad als vermeintliches Schnäppchen auf der Plattform entdeckt hat, erzählt der Kommissar. „Oft hat er dann selbst schon Kontakt zum Anbieter aufgenommen und einen Kauf verabredet.
In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, „dass es immer wieder bandenmäßige Hehlerstrukturen gibt, über die gestohlene Räder in größeren Mengen konzentriert an Sammelpunkten angekauft werden“, so die Sprecherin. Das kontrastiert mit der Aussage von Polizeihauptkommissar Knöpke, demzufolge professionell agierende Strukturen eben kein Muster seien, dem man allzu häufig begegne.
Bügel und Boxen Den Bezirken hilft der Senat seit 2017 mit einem Förderprogramm bei der Errichtung von Fahrradbügeln. Bis 2020 seien immerhin schon knapp 19.000 Stellplätze entstanden, wie Sprecher Thomsen sagt. Über die Anzahl „diebstahlsicherer Abstellmöglichkeiten wie Fahrradboxen“ lägen der Senatsverwaltung dagegen „keine gesammelten Informationen vor“.
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