Jahrelang genießt DDR-Spion Günter Guillaume das Vertrauen des Kanzlers - bis zu seiner Festnahme. Sein Sohn erinnert sich.
Als Willy Brandt am Mittag des 24. April 1974 von einem Staatsbesuch in Kairo zurückkehrt, erwartet ihn Innenminister Hans-Dietrich Genscher bereits am Flughafen. Kanzlerreferent Günter Guillaume ist als Spion verhaftet worden. Um 6.32 Uhr sind Beamte des Bundeskriminalamts in dessen Haus in Bad Godesberg eingedrungen, mit vorgehaltenen Maschinenpistolen.
Dann ernennt ihn Georg Leber, SPD-Bundesverkehrsminister im Kabinett der Großen Koalition, zum Wahlkampf-Manager. Dessen Berichte aus der Kiesinger/Brandt-Regierung meldet Guillaume nach Ost-Berlin, über Funk und tote Briefkästen. Für die Stasi ist er bald unentbehrlich. Spionagechef Markus Wolf gibt ihm dem Rat:"Niemanden drängen, alles auf sich zukommen lassen.
Den aufkeimenden Verdacht bestätigt die Stasi selbst, durch eine Unvorsichtigkeit: Jahre zuvor hat sie jeweils am 1. Februar verschlüsselte Geburtstagsglückwünsche an"G." geschickt. Was die Agenten nicht ahnen: Die westdeutsche Spionageabwehr hat den Zahlencode geknackt und die Nachrichten archiviert. Als die Verfassungsschützer die Akte Guillaume nun noch einmal prüfen, fällt ihr Blick als erstes auf das Geburtsdatum: Es ist der 1. Februar 1927.
Die Empörung in der Öffentlichkeit ist groß. 18 Jahre haben Guillaume und seine Frau unerkannt für die DDR spioniert. Brandt verkennt allerdings zunächst den Ernst der Lage, verfolgt weiter seine üblichen Termine: Eröffnung dermit Guillaume in Verbindung zu bringen. Und der Skandal ist perfekt, als die Zeitungen Enthüllungen über Brandts Privatleben veröffentlichen. Legendenbildung setzt ein, über Liebesaffären und Alkoholkonsum.
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