Horst Köhler, ehemaliger Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Sein politisches Wirken war geprägt von seiner wissenschaftlichen Ausbildung, seiner Fokussierung auf Entwicklungspolitik und seinem Wunsch nach einem verantwortungsvollen Umgang mit internationalen Beziehungen. Köhlers Aussagen über den militärischen Einsatz im Interesse deutscher Interessen sorgten für Kontroversen und führten letztendlich zu seinem Rücktritt.
Horst Köhler , der schon viele Jahre Teil der politischen Funktionselite der Bundesrepublik war, wurde durch ein komplexes Casting zum Kandidaten für das Bundespräsident enamt ausgewählt. Er schien der ideale Kandidat für ein Amt, das keine politische Entscheidungsgewalt innehat, sondern vielmehr repräsentiert. Er war weder ein politisches Schwergewicht wie sein Vorgänger, der Sozialdemokrat Johannes Rau, noch ein charismatischer Politik er wie sein Nachfolger Christian Wulff.
Auch war er kein politischer Dissident wie sein späterer Nachfolger Joachim Gauck. Köhler, ein CDU-Mitglied seit 1981, stammte aus der Wissenschaft. 1977 promovierte er mit einer Arbeit zum Thema „Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt“. Er entwickelte sich zum Finanz- und Wirtschaftsexperten und stieg in höhere Ministeriums-Ränge auf. Dass er schließlich, trotz der rot-grünen Bundesregierung und der Mehrheit im Bundestag, von der Oppositionsführerin Angela Merkel für die Kandidatur nominiert wurde, lag an der Zusammensetzung der Bundesversammlung. Union, FDP und Freie Wähler hatten hier die Mehrheit. Als Konservativer ohne reaktionäres Profil, als Vertreter des Staatsapparats und als Verfassungspatriot schien er eine politisch sichere Wahl. Obwohl er für seine Farblosigkeit bekannt war, entwickelte sich Köhler zu einem Mann mit anerkannten Eigenschaften. Horst Köhler widmete sich besonders der Entwicklungspolitik, insbesondere in Afrika und Asien. Sein Credo: Deutschland interessiere sich nicht genügend für Afrika und übersehe den Kontinent als Weltregion der Armut. Er glaubte an das Potenzial des technischen Fortschritts. Entwicklungshilfe zur Armutsbekämpfung sei unzureichend. Er hoffte stets, dass deutsche Unternehmen – ähnlich wie aktuell chinesische – in afrikanische Projekte investieren würden. Merkels Wiederwahlversuche scheiterten 2009. Seine Wiederwahl wurde jedoch ohne Zweifel angestrebt. Nicht jedoch, dass er 2010 auf dem Rückflug nach einem Besuch der Bundeswehr in Afghanistan einem Reporter sagte: „Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren.“ Die Empörung im linken Spektrum nach dieser Aussage war groß. Jürgen Trittin, Fraktionschef der Grünen, sprach von „Kanonenbootpolitik“. Doch auch im eigenen Lager fanden solche offenen Worte keinen Applaus: Ein Bundespräsident sollte sich politisch zurückhalten. Dass der Mann nur aussprach, was heute als außenpolitische Komment gelten kann, verwundert in seiner Klarheit noch jetzt. Wenige Tage nach dieser Aussage trat Köhler zurück. Merkel, inzwischen als Kanzlerin, versuchte vergeblich, ihn zum Bleiben zu bewegen. Ihm werde viel Schlimmes vorgeworfen, so Köhler, etwa, dass er das Grundgesetz angegriffen habe. Nach seiner Amtszeit fand Köhler seine Aufgabe auch in der UNO. Sein Wirken blieb proafrikanisch, christlich geprägt und politisch klüger als das der allermeisten in der deutschen Politik. Er sah sich als Weltbürger, der über den eigenen Horizont hinausblicken wollte. Im Alter von 81 Jahren ist Horst Köhler am Samstag in Berlin gestorben
Horst Köhler Bundespräsident Deutschland Politik Entwicklungspolitik Afrika Asien UNO
Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Ein Nachruf: Horst Köhler - der sensible, unbequeme BundespräsidentEin 'Grüßaugust' im Berliner Schloss Bellevue wollte Horst Köhler nicht sein, sondern als Bundespräsident mithelfen, 'dass wir als Land, als Volk vorankommen'. Am Ende stand der erste Rücktritt eines deutschen Staatsoberhaupts in der Nachkriegsgeschichte. Dagegen hinterließ Köhler in anderen Funktionen große Spuren.
Weiterlesen »
Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist totDer frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Der 81-Jährige starb nach kurzer, schwerer Krankheit am frühen Morgen.
Weiterlesen »
Der Ex-Bundespräsident Horst Köhler ist mit 81 verstorbenDas Bundespräsidialamt verkündete am frühen Morgen traurige Nachrichten. Der einstige Bundespräsident Horst Köhler ist gestorben.
Weiterlesen »
Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist totDie wichtigsten News des Tages kurz und knapp auf einen Blick.
Weiterlesen »
Tod von Ex-Bundespräsident Horst Köhler: Trauer in der PolitikDer Tod des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler löst in der deutschen Politik Trauer aus. Zahlreiche Politikerinnen und Politiker würdigen Köhlers Wirken als Bundespräsident, Staatsmann und engagierter Demokraten. Besonders hervorgehoben werden sein Einsatz für Afrika, die Deutsche Einheit und die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion.
Weiterlesen »
Horst Köhler: Der unbequeme, aber beliebte BundespräsidentAls Horst Köhler 2010 überraschend abtrat, hatte er Tränen in den Augen. Der Rücktritt des ehemaligen Bundespräsidenten bleibt unvergessen. Ein Nachruf.
Weiterlesen »