Der Artikel porträtiert Horst Köhler als Bundespräsidenten, der bewusst auf Bescheidenheit und Benimm setzte. Seine Empfindlichkeit und seine ehrenhaften Prinzipien führten zu seinem überraschenden Rücktritt im Jahr 2010 nach einem Interview, in dem er die Auslandseinsätze der Bundeswehr mit deutschen Wirtschaftsinteressen in Verbindung brachte. Köhlers politische Laufbahn, geprägt von seiner Erfahrung als Wirtschaftswissenschaftler, Beamter und internationaler Funktionär, wird beleuchtet.
Gerade erst wirkte er fit, rege, vital, in jeder Hinsicht. Hörte zu, dachte mit, sortierte die Zeitläufte, national wie international. Und sorgte nebenbei für Wasser und Wein. Ein Gastgeber, wie er im Buche steht. Er verstand sich auf Benimm.Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen.
Das hat ihn sehr getroffen. Köhler widersprach, wartete auf eine glasklare Verteidigung durch die Regierung. Und wartete nicht länger. Er sah durch die Kritik sich und das Amt beschädigt; er ging. An seiner Seite Eva Luise. Auf Ehre bedacht – und ein politischer Mensch, aber kein Politiker, schon gar kein ausgefuchster Parteipolitiker. Das war eine neue Mischung, ungewohnt für die selbst ernannte politische Klasse, aber auch für ihn. Alles war plötzlich hochpolitisch, und er als Figur ebenso.
Ein solcher Redner war Köhler nicht, und eine politische Hausmacht fehlte ihm. Aber er war eben doch politisch, mehr als der Regierungskoalition bisweilen lieb war. Das galt auch für die Zeit nach dem Amt. Köhler, international hoch angesehen, wurde von den UN immer wieder angefragt, war zuletzt Sonderbeauftragter für den Westsahara-Konflikt von 2017 bis 2019.
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