Die Interessengemeinschaft Medizin (IG Med) fordert den sofortigen Stopp des Rollouts der elektronischen Patientenakte (ePA) nach einem Hackerangriff auf das Unternehmen D-Trust, das elektronische Heilberufsausweise (eHBA) ausgibt. Die IG Med sieht in dem Vorfall sowie potenzielle Schwachstellen bei der Authentifizierung Gründe für ein Moratorium, bis die Sicherheit der ePA gewährleistet ist.
Berlin/Düsseldorf/München. Die Interessengemeinschaft Medizin (IG Med) fordert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die gematik eindringlich auf, den zum 15. Januar in drei Modellregionen gestarteten Roll-out der elektronischen Patientenakte (ePA) umgehend zu stoppen. Mit dieser Forderung reagiert die Organisation, die sich als neue Ärztegewerkschaft versteht, auf einen Hackerangriff auf das zur Bundesdruckerei-Gruppe gehörende Unternehmen D-Trust . Am 13.
Januar habe D-Trust, wie es auf seiner Website bestätigt, bemerkt, Ziel eines Hackerangriffs geworden zu sein. Die D-Trust GmbH gibt unter anderem elektronische Heilberufsausweise (eHBA) aus. Ziel des Angriffs sei das Antragsportal für Signatur- und Siegelkarten gewesen. „Dabei sind möglicherweise personenbezogene Daten von Antragstellern entwendet worden. Ausgegebene Signatur- und Siegelkarten wurden nicht kompromittiert und können weiter genutzt werden. PINs, Passwörter, Zahlungsinformationen sowie andere Systeme sind nicht betroffen“, schreibt D-Trust auf seiner Website.Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) stellt auf ihrer Website klar, die Funktion und Sicherheit der eHBA sei durch den Cyberangriff nicht beeinträchtigt. „Da derzeit aber nicht bekannt ist, welche Ärztinnen und Ärzte betroffen sind, wird um allgemeine Vorsicht und besondere Wachsamkeit gegenüber Phishing-Mails gebeten“, so die BLÄK. Auch andere Kammern warnen auf ihren Websites derzeit vor Phishing-Mails im gegebenen Kontext. Die Bundesärztekammer (BÄK) habe darüber informiert, sich in enger Abstimmung mit D-Tust und weiteren relevanten Stellen, wie der gematik, zu befinden, um den Vorfall aufzuklären und weitere Maßnahmen zu koordinieren, so die Münchener Kammer weiter. „Informationen darüber, welche Ärztinnen und Ärzte von dem Datenschutzvorfall betroffen sind, liegen den Kammern zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vor. Liegen diese Informationen vor, werden die betroffenen Ärztinnen und Ärzte individuell von ihrer zuständigen Ärztekammer angesprochen“, äußerte sich die BÄK am Montag auf Nachfrage der Ärzte Zeitung.Für die IG Med ist der jüngste Cyber-Zwischenfall allerdings nicht der einzige Grund, warum der Roll-out der ePA aus ihrer Sicht gestoppt werden sollte. Sie verweist auch auf potenzielle Schwachstellen bei der Authentifizierung, die der Chaos Computer Club Ende 2024 in Hamburg öffentlich vorgestellt hat. Die gematik wertet die Einlassung der Cyber-Spezialisten als wenig realitätsnah.Die IG Med fordert ein sofortiges ePA-Moratorium, bis sämtliche Sicherheitslücken umfassend geschlossen und die Integrität der Telematikinfrastruktur vollständig gewährleistet seien. Datenschutz und Patientensicherheit müssten oberste Priorität genießen, heißt es.
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