Vor drei Jahren tötete ein Rassist in Hanau zehn Menschen. Sein Vater bedroht heute die Hinterbliebene. Es ist nicht die einzige Klage der Betroffenen.
Wird vom Vater des Attentäters bedroht: Serpil Temiz Unvar, Mutter des ermordeten Ferhat Foto: Felix Schmitt
Auch am Sonntag dürften ähnliche Töne erklingen, wenn auf dem Hanauer Marktplatz an das Attentat erinnert wird. Bundesinnenministerin Nancy Faeser wird da sein und Ministerpräsident Boris Rhein . Auch Angehörige sollen sprechen. Eine von ihnen: Serpil Temiz Unvar. „Wir sind enttäuscht, dass bis heute keine Konsequenzen aus dem Anschlag gezogen werden“, sagt die 47-Jährige. „Das werde ich auch so sagen.“ Mit dieser Enttäuschung ist sie nicht allein.
Dem Attentäter-Vater misstrauen die Betroffenen schon lange. Sie halten den einstigen Ingenieur gar für einen Mittäter, zeigten ihn wegen psychischer Beihilfe zum Mord an. Schon länger war der Rentner als Querulant bekannt, bereits vor Jahren ermittelte die Polizei gegen ihn wegen Beleidigung und falscher Verdächtigung. Er wiederum stellte schon 2004 eine Anzeige, dass seine Familie bespitzelt werde – wie es später auch sein Sohn behauptete.
Seine Schreiben an Behörden aber gingen weiter. Und ein Jahr später tauchte Hans-Gerd R. bei Serpil Temiz Unvar und der Schule ihres Sohnes auf, wo er nach einem Wortwechsel mit Schülern gedroht haben soll, man sehe sich später wieder, dann werde „etwas Großes“ passieren. Besorgte Eltern schrieben Bürgermeister Kaminsky an. Der verhängte für R. ein stadtweites Betretungsverbot für Schulen, Kitas sowie das Rathaus, wo er auch störte.
Auch an anderer Stelle fühlen sich die Betroffenen allein gelassen. Vor Kurzem eröffneten sie mit Forensic Architecture, einem Team von Wissenschaftler:innen, die Menschenrechtsverletzungen nachgehen, eine Ausstellung im Hanauer Rathaus zu den offenen Fragen zum Anschlag.
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