Sie inszenierte sich als moderate Staatsfrau. Kehrt im Wahlkampf fürs EU-Parlament nun die wütende Rechtspopulistin zurück? Deutsche Meloni-Fans sollten ihre Bewunderung für die italienische Ministerpräsidentin zügeln.
sucht einen neuen Job. Zur Europa wahl im Juni tritt sie als Spitzenkandidatin an, wie sie am Sonntag auf einer Konferenz ihrer Partei Fratelli d’Italia verkündete.In Wahrheit erwartet niemand, dass die 47-Jährige ihren aktuellen Jobs hinschmeißt. Sie missbraucht die Wahl im Juni als innenpolitischen Stimmungstest und demonstriert so ihre Arroganz – oder soll man es Verachtung nennen? – gegenüber der europäischen Demokratie.
Deutsche Meloni-Fans mögen über deren demokratieschädliche Kandidatur hinwegsehen. Oder darüber, dass ihr Kulturminister vor wenigen Tagen allen Ernstes behauptete: »In Italien gab es eine kommunistische Diktatur«. Oder dass ihr Landwirtschaftsminister vor dem Nationalfeiertag am 25. April zum Gedenken ans Kriegsende nicht etwa die heroische Rolle des Antifaschismus lobte – sondern sagte, dieser habe »Tote gebracht«.
Ist es ihnen egal, dass Lega und Fratelli dagegen stimmten, als das EU-Parlament vor wenigen Tagen mit großer Mehrheit »seine Bestürzung über die anhaltende, systematische und vorsätzliche Verletzung der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn« zum Ausdruck brachte?verabschiedete, stimmten die italienischen Abgeordneten mit großer Mehrheit nicht dafür.
»Italien verändert Europa«, lautet der Slogan von Spitzenkandidatin Meloni. Für ihre europäischen Fans sollte das nicht wie ein verheißungsvolles Versprechen klingen.© Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL Haben Sie einen Fehler im Text gefunden, auf den Sie uns hinweisen wollen? Oder gibt es ein technisches Problem? Melden Sie sich gern mit Ihrem Anliegen.
Giorgia Meloni Italien Europa Ungarn Brüssel
Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Abstimmung im EU-Parlament : Antibiotikaresistenzen: Die EU im Kampf gegen die stille PandemieJährlich sterben rund 35.000 Menschen in der EU an Infektionen, gegen die vorhandene Antibiotika wirkungslos sind. Das EU-Parlament will nun strengere Regeln für den Umgang mit den Arzneimitteln schaffen.
Weiterlesen »
Will die Regierung Meloni die Geschichte umschreiben?: Auftrittsverbot für Intellektuelle und Klagen gegen ZeitungenZuletzt traf die Zensur einen Schriftsteller, der an die faschistischen Wurzeln der Regierung erinnert. Experten sprechen von einer Kampagne. Wovor die italienische Regierung Angst hat.
Weiterlesen »
Die Friedensmärsche, die SPD und die AfD: Verirrt an OsternDie SPD verteidigt die Position ihres Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich zur Ukraine-Diskussion. Co-Vorsitzender Lars Klingbeil wies Kritik an Mützenichs Rede, in der er einen „eingefrorenen“ Krieg andeutete, als absurd zurück.
Weiterlesen »
Streit um die Zeitumstellung: „Die Abschaffung wäre ein wichtiger Schritt für die Gesundheit“Die Abschaffung der Zeitumstellung in der EU ist vorerst gescheitert. Gesundheitspolitiker aber lassen nicht locker. Doch welche Zeit wäre eigentlich die gesündeste?
Weiterlesen »
Streit um die Zeitumstellung: „Die Abschaffung wäre ein wichtiger Schritt für die Gesundheit“Die Abschaffung der Zeitumstellung in der EU ist vorerst gescheitert. Gesundheitspolitiker aber lassen nicht locker. Doch welche Zeit wäre eigentlich die gesündeste?
Weiterlesen »
Die Lage am Morgen: Die Frage, die in der Cannabisdebatte zu selten gestellt wirdKiffen ist nun teilweise legal. Erdoğan wird besiegbar. Proteste gegen Netanyahu. Und: die Greifswalder Kirchenfenster des Kunst-Weltstars Elíasson. Das ist die Lage am Dienstagmorgen.
Weiterlesen »