Die Autorin reflektiert über ihre Erfahrungen mit Hobbys und erklärt, wieso sie den Anspruch an sich selbst abgelegt hat, in ihnen besonders gut zu sein. Sie betont, dass der Spaß an der Aktivität selbst im Vordergrund stehen sollte und dass Hobbys keine Leistungsdruck oder Zielsetzungen erfordern dürfen.
Schon als Kind war ich selten die Beste in irgendetwas. Während meine Freund:innen jahrelang Ballett machten oder Geige spielten und dann auch irgendwann richtig gut in ihrem Hobby waren, blieb ich nie lange genug am Ball. Ich spielte mal ein halbes Jahr Tennis, ging zwei Jahre zum Reiten, sang im Chor und besuchte sogar mal einen Graffiti-Kurs. Meine Eltern habe ich mit dieser Sprunghaftigkeit halbwegs in die Verzweiflung getrieben, aber ich mochte eben die Abwechslung.
Als Kind machte es mir scheinbar nichts aus, nicht sonderlich gut in meinen immer wechselnden Hobbys zu sein, irgendwann änderte sich das.Zum ersten Mal habe ich Leistungsdruck in meinem damaligen Hobby Ballett verspürt, als meine Lehrerin mich in die letzte Reihe platzierte, 'weil mein Rhythmusgefühl nicht so gut sei und ich doch mal mehr auf die anderen achten solle'. Dieses Erlebnis war der Wendepunkt für mich. Nach diesem Satz war die Leichtigkeit weg und ich verlor den Spaß am Tanzen. Ich wollte auf einmal unbedingt gut sein, war verbissen und übte sogar zu Hause. Man könnte jetzt sagen, dass ein bisschen Ehrgeiz nicht schadet, aber für mich wurde aus meiner Freizeitbeschäftigung, bei der ich so gut abschalten konnte, ein unliebsamer Termin im Kalender, vor dem mir eher graute, als dass ich mich auf ihn freute. Auch über die sozialen Netzwerke bekommen wir oft vermittelt, dass ein Hobby nur dann richtig ist, wenn man gut darin ist. Menschen verrenken sich beim Yoga in den absurdesten Posen, spielen die schwierigsten Klavierstücke ohne einen einzigen Fehler oder malen wie Picasso höchstpersönlich. Ich möchte das nicht niedermachen, es ist toll, wenn jemand eine solche Begabung hat und vollkommen darin aufgeht. Aber es kann auch einschüchtern und ist nicht unbedingt die Norm. So habe ich mich irgendwann gefragt, ob ich eigentlich völlig talentfrei bin, weil ich nichts so richtig gut kann.Früher dachte ich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen 'ich kann etwas gut' und 'es macht mir Spaß'. Bis ich herausgefunden habe, dass dem nicht so ist – und meine innere Erwartungshaltung an mich selbst (und auch die von anderen) abgelegt habe. Ich liebe es beispielsweise, im Chor zu singen, obwohl ich kein unglaubliches Gesangstalent in die Wiege gelegt bekommen habe. Ich zeichne gern oder töpfere – ohne Kunstwerke zu kreieren, die andere bewundern würden. Mir reicht es völlig aus, dass ich mal nicht in meinen Laptop oder ins Handy starre und den Kopf freibekomme. Sätze wie 'Dafür, dass du schon so lange dies und jenes machst, bist du aber gar nicht so gut' prallen mittlerweile an mir ab. Muss ich gut sein, um Freude an meiner Freizeitbeschäftigung zu empfinden? Nein. Es handelt sich ja nicht um meinen Job, bei dem von mir erwartet wird, dass ich abliefere. Für mich ergibt es keinen Sinn, dass wir sogar in unserer Freizeit nach Perfektion streben. Hobbys sollten keinem Leistungs- oder Zielgedanken unterliegen – und sie müssen auch keine Medaillen gewinnen oder mit Fitnessuhren getrackt werden. Ich sehe meine Hobbys mittlerweile als Chance, mich auszuprobieren und auch mal zu scheitern – ohne Druck und Zwänge. Das soll nicht heißen, dass es dabei nicht auch Erfolgserlebnisse geben darf oder sich Ehrgeiz entwickelt. Schließlich kann es auch anspornen, sich zu verbessern. Dennoch versuche ich, diese Erfolge nicht als Voraussetzung für Spaß zu setzen
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