Vor der Stichwahl in Iran liegt der vermeintlich „moderate“ Kandidat vorne. Gleichzeitig ist die Wahlbeteiligung so niedrig wie nie zuvor.
Präsidentschaftswahlen in Iran : Die Qual der Wahl
taz | Auf die Frage, ob sie bei der Präsidentschaftswahl ihre Stimme abgegeben hat, lacht Sepideh Mohammadi . Anstatt zu antworten, erzählt die 49-jährige Ärztin aus Schiras, dass sie jeden Tag von 10 Uhr bis Mitternacht arbeitet, genauso wie ihr Mann, der auch Arzt ist. Anders kommt das Ehepaar nicht über die Runden.
Die Wahlbeteiligung ist für die Islamische Republik entscheidend: Seit der Staatsgründung preisen die Machthaber eine hohe Beteiligung als Beweis für die Unterstützung durch das Volk. Aus diesem Grund werden viele Menschen dazu gezwungen, wählen zu gehen: Beamt:innen, Militärs, Polizei, Unternehmer:innen, alle, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zum iranischen Regime stehen. Zudem sollen viele Menschen für ihre Stimmen bezahlt werden.
Das kann er in der Tat: Der 69-jährige Arzt und ehemalige Gesundheitsminister Peseschkian zog im Wahlkampf durch das Land und präsentierte sich als moderater Kandidat. Er sprach sich für Nuklearverhandlungen mit dem Westen aus und für mehr Freiheiten für Frauen. Nach der Ermordung Jina Mahsa Aminis durch die Sittenpolizei hatte Peseschkian das Vorgehen der Behörden kritisiert.
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