Ex-Marine-Chef Kay-Achim Schönbach war Ende Januar wegen umstrittener Äußerungen zum Ukraine-Russland-Konflikt zurückgetreten. Wir haben mit ihm über die aktuelle Lage im Kriegsgebiet gesprochen. UkraineKrieg Putin
Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach, Inspekteur der Deutschen Marine, vor dem Marinekommando
In welchem Zustand haben Sie die Marine verlassen? Es ist üblich, den Zustand des Systems als marode zu kritisieren, als würde das Funktionieren der Bundeswehr nur an Soldaten liegen. Diese 100 Milliarden Euro stehen erst mal auf dem Hof. Es geht im Wesentlichen um die U-Boote und andere Systeme, einschließlich der Digitalisierung. Ich hoffe, dass man bei der Verteilung dieser Gelder erkennt, wo die größten Probleme sind. Zweifelsohne wird der größte Batzen in Richtung der Landstreitkräfte gehen. Die Marine muss aber zugesicherte Finanzierungen für die Sachen bekommen, die schon längst versprochen wurden.
Wobei die Marine schon immer ein besonderer Fall war. Ich habe als Admiral in Flensburg an der Ostsee, als ich damals stationiert war, in einer Fernsehsendung zu einem Trailer gesagt: Seht mal, wie aktiv russische Truppen in der Ostsee wieder sind. Wir müssen da mehr machen. Man könnte eine Menge Leute überzeugen und damit für den Dienst in den Streitkräften begeistern.
Leider macht sich kaum einer die Mühe, meine Aussagen im Kontext zu betrachten. Das war schon sehr verkürzt. Ich hatte damals die militärische Lage festgestellt, gemeint war aber Russland. Immerhin war das eine dreieinhalbstündige Veranstaltung, in der ich in der Folge gefragt wurde, wie ich die Lage sehe. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass Russland erwartungsgemäß auf dem Verhandlungswege die Krim nicht zurückgeben wird und diese somit weg ist.
Es gilt auch aus der Sicht seiner Kenner, dass Putin eher alles im Blut versenken wird, als die Krim zurückzugeben. Eine Rückeroberung würde er den Menschen in Russland als einen Angriff auf russisches Territorium präsentieren. Wenn Sie jetzt fragen, ob man eine Möglichkeit fände, die Bevölkerung auf der Krim zu befragen, ob sie in ihrer Zugehörigkeit bei Russland bleibt oder zur Ukraine zurückkehrt. Das müsste, sollte das tatsächlich in Betracht gezogen werden, unter der OSZE oder den Vereinten Nationen geschehen. Eine Befragung hatte es zwar gegeben, aber unter ganz anderen Drücken.Ja, diese Befragung war nicht justiziabel.
Das ist eine Entscheidung einer Politikerin. Am Ende des Tages müssen Sie aber, wenn Putin nicht abgelöst würde, mit denjenigen Frieden schließen, mit denen Sie im Krieg sind. Sie müssen die kriegführenden Parteien irgendwie an den Verhandlungstisch bekommen. Oder dazu zwingen. Ansonsten setzt man diesen Krieg unendlich fort. Ich hoffe, dass wir das nicht tun wollen.Sie sympathisieren da auch mit Präsident Emmanuel Macron.
Ich kann auch die verstehen, die vom Krieg sprechen und meinen: man muss siegen, siegen, siegen. Der entscheidende Punkt: am Ende wird es nur Verlierer geben. Und am schlimmsten leiden die ukrainische Bevölkerung und das ukrainische Land. Der Krieg muss beendet werden. Es muss zum Frieden kommen. Und insofern bin ich zufrieden mit einem Bundeskanzler, der dort eher mal zurückhaltend und noch mal nachdenkt. Ich empfinde das als positiv.
Es tut mir leid, aber gerade amerikanische Geheimdienste hatten über einen großen Angriffsplan Putins berichtet. Putin habe diesen Plan, aber er habe noch keine Entscheidung getroffen, hieß es bis zum Angriff.
Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
„Lanz“: Gabriel gerät bei Russland-Vorwurf in Rage – Moderator liefert schrägen Moment bei Skripal-FrageSigmar Gabriel spricht über Putin, die gescheiterte Weltformel im Umgang mit Russland und das Ende des Geschäftsmodells Deutschland. Nicht ohne mittelschwere Eruption.
Weiterlesen »
Schneeleoparden, kuschelnde Tiger und Rückkehr der BärenIm Tierpark gibt viel Neues zu erleben. Zum Beispiel eine interaktive Ausstellung des NABU, die nicht nur Kinder begeistern wird
Weiterlesen »
Die E3 kehrt 2023 nach Los Angeles zurück und will neue Maßstäbe setzenDie E3 möchte im kommenden Jahr ihr großes Comeback feiern, dabei helfen soll der Messe jetzt der PAX-Veranstalter ReedPop.
Weiterlesen »
Ukraine-Update: Die Entwicklungen aus der NachtWashington liefert Waffen an Kiew und Russlands Präsident Putin droht unterdessen im Falle einer Ausweitung der Sanktionen mit „katastrophalen“ Folgen für den Westen. Die Geschehnisse im Überblick.
Weiterlesen »
Werder wollte Halbouni zum Profi machen: „Gab viele Variablen, die mir nicht gefielen“Belal Halbouni blickt im Interview mit Transfermarkt auf seine Zeit beim SV Werder Bremen zurück und spricht über seinen Wechsel zum 1.FC Magdeburg. [...]
Weiterlesen »
Elon Musk beordert Tesla-Mitarbeiter zurück ins Büro - aber es gibt nicht genügend SchreibtischeBei Tesla ist Schluss mit Homeoffice: Gründer Elon Musk zwingt alle Mitarbeiter unter Androhung von Entlassung zurück ins Büro. Doch tatsächlich vorbereitet war man auf diesen radikalen Schritt wohl nicht - es gibt nämlich nicht nur zu wenig Parkplätze, in den Büroräumen reichen nicht einmal die Schreibtische aus.
Weiterlesen »