Der Mensch treibt den größten Regenwald der Welt an den Abgrund. Über Risiken und Wirkungen von Abholzung sind sich nicht alle Expert:innen einig.
Im westlichen Amazonien scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. In den Wäldern Kolumbiens, Perus, Venezuelas und Boliviens regnet es das Zehnfache von Berlin: 3 bis 5 Meter im Jahr, pro Quadratmeter. Die Trockenzeit ist kurz, die Regenzeit lang. Anders jedoch im brasilianischen Süden und Osten: Mehr als 75 Prozent des Regenwaldes verlieren dort an Widerstandsfähigkeit. Abholzung, teils illegal, und der Klimawandel raffen den Wald dahin.
Dass bei mehr als drei Viertel der Fläche des brasilianischen Regenwaldes die Widerstandsfähigkeit abnehme, sei ein deutliches Frühwarnsignal, erklärt Chris Boulton von der University of Exeter. Boulton ist Mathematiker und forscht seit mehr als zehn Jahren zu „Kipppunkten“. Zu Beginn dieses Jahres sind rund 18 Prozent des ursprünglichen Regenwaldes abgeholzt. Etwa ein Drittel der verbliebenen Waldfläche ist zudem degradiert. Das ist doppelt so viel wie bisher angenommen. An diesen Stellen ist der Wald ausgedünnt, trockener und leichter entflammbar, weshalb Forscher:innen vor „Megabränden“ warnen.
Zudem häufen und verstärken sich Wetterextreme: „Früher gab es eine schwere Dürre alle 15 bis 20 Jahre“, sagt der Klimaforscher. „Heute sind es zwei schwere Dürren alle zehn Jahre: 2005, 2010, 2015 bis 2016 und 2020.“ An eine längere Trockenzeit seien die meisten Bäume aber nicht angepasst. Marina Hirota ist weniger pessimistisch. Sie forscht wie der Mathematiker Boulton und der Klimaforscher Nobre zum Amazonas-Kipppunkt. „Ich habe unter Carlos Nobre promoviert, aber wir sind nicht in allen Punkten einer Meinung“, sagt Hirota. Für sie deute aus den Forschungsdaten wenig darauf hin, dass der ganze Regenwald zur Savanne werde. Noch könne er sich gut selbst erhalten: Die Bäume, Lianen und Sträucher produzieren die Hälfte des Niederschlags selbst.
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