Unser Autor fährt nach dem Rückzug der russischen Truppen in seine ostukrainische Heimatstadt. Seine Oma kann er nicht zur Evakuierung überreden.
Am 1. Oktober zogen die russischen Truppen aus meiner Heimatstadt Lyman ab. Vier Monate hatte ich keine Chance, dort hinzukommen. Aber nun fahre ich nach Hause. Der fast leere Bus bringt mich über eine Behelfsbrücke. Die Trümmer der alten ragen aus dem Fluss Siwerskyj Donez. Auf beiden Seiten der Straße ist Wald. Der Busfahrer sagt, dass er direkt durchs Fenster die Pilze dort erkennen könne.
Und dann erreicht der Bus etwas, das früher einmal eine Stadt war. Hier fünfgeschossige Häuser mit schwarzen, ausgebrannten Fensterhöhlen, dort weitere zerstörte Gebäude. Bahnhof, Schule, Kindergarten, Lebensmittelgeschäft: alles ist kaputt. Ich steige an meiner Schule aus, die keine Fenster und kein Dach hat. Dann gehe ich den Weg, den ich zehn Jahre lang gegangen bin – und den ich kaum noch wiedererkenne.
Ich suche zusammen, was ich mitnehmen kann: einige Bücher, Fotoalben, die Ikone meines Vaters, das Kuscheltier meiner Nichte. Dann gehe ich. In diesem Haus ist kein Leben mehr, nicht mal mehr ein Hauch der Erinnerung an meine schöne, glückliche Kindheit. Das Haus hatte einst mein Großvater gebaut, sechs Jahrzehnte später wurde es von russischen Soldaten zerstört. Wie bin ich froh, dass weder mein Opa noch sein Sohn, mein Vater, es jetzt so sehen müssen.
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