Die griechische Insel Santorini ist geprägt von der Geschichte eines gewaltigen Vulkanausbruchs. Die Eruption vor rund 3600 Jahren beendete das Leben der Minoer auf der Insel, die für ihre reiche Kultur bekannt waren. Die archäologischen Funde in Akrotiri, der größten Siedlung der Insel, geben Einblicke in die Lebensweise dieser Menschen. Die Theorien, dass der Untergang der Minoer den Mythos von Atlantis inspiriert oder die biblische Sintflut ausgelöst haben könnte, werden in diesem Text beleuchtet.
Der zerklüftete Berg, der die Insel Santorini im griechischen Mittelmeer bildet, schläft nie. Seit abertausenden Jahren macht sich der Vulkan immer wieder bemerkbar. Mal mehr, mal weniger. Auch aktuell bebt dort die Erde. Das zeigen die derzeitigen seismischen Aktivitäten. Doch der Vulkanausbruch , der die Insel vor rund 3600 Jahren ereilte, ist bislang beispiellos. Er gestaltete zwar nicht wie lange angenommen die heutige Form der Insel, die einem riesigen Vulkankraterrand ähnelt.
Sein Aussehen erhielt Santorini bei einem Ausbruch 23.000 v. Chr. Aber die Eruption von vor 3600 Jahren beendete das gesamte bis dahin florierende menschliche Leben auf der Insel. Santorini: Kostbare Kulturschätze wurden nach Vulkanausbruch verschüttet\Die sogenannte Kultur der Minoer auf Santorini war ausgelöscht. Nach neuen Erkenntnissen wird das Ende der Minoer auf die Mitte des 16. Jahrhunderts v. Chr. datiert – und nicht 1613 v. Chr., wie von Archäologen zunächst angenommen. Viele erhalten gebliebene Wandmalereien lassen sie reich, technisch weit entwickelt und durch den Seehandel gut vernetzt erscheinen. In der damals wohl größten Siedlung Akrotiri im Süden der Insel fanden die Archäologen fein gezeichnete Fresken. Sie zeigen zum Beispiel stolze Priesterinnen mit fast transparenten, etwas geöffneten Blusen, kostbarem Volant-Rock, aufwendig gestaltetem Haarzopf und wertvollem Schmuck. Berühmt ist auch das überlebensgroße Fresko eines Boxerpaars, das zwei Jungs mit Boxhandschuhen beim Kampf oder Training zeigt, sowie das in einem intensiven Blau gemalte Bild einer Gruppe von Affen, die damals gar nicht auf der Insel vorkamen, und das riesige Gemälde einer Flottenparade. Akrotiri wird oft das Pompeji Griechenlands genannt. Die zwei- bis dreistöckigen Gebäude entlang der mit Steinplatten gepflasterten Straßen sind recht gut erhalten. Unter den gut zwei Meter breiten Straßen verlief teils ein kleiner Graben für die Kanalisation.\Entstanden der Mythos von Atlantis und der Sintflut auf Santorini? Der griechische Archäologe Spyridon Marinatos (1901-1974) startete 1967 die heute noch laufenden Grabungen in der früheren Hafenstadt im Süden Insel. Er hatte schon Jahre vorher die Theorie entwickelt, dass der Untergang der Minoer auf der Insel den Mythos von Atlantis geschaffen haben könnte. Auch interessant: Erklärung für unbefleckte Empfängnis: Archäologe zerlegt Mythos Die Eruption und der darauffolgende Tsunami könne darüber hinaus die biblische Geschichte der Sintflut inspiriert haben, hieß es häufig. Auch die biblischen Plagen in Ägypten und die Teilung des Roten Meers durch Moses wurden auf den Vulkanausbruch zurückgeführt: Die Vulkanasche in der Atmosphäre wurde mit der Plage gleichgesetzt und der Tsunami mit der Wasserbewegung. Diese Theorien ließen sich jedoch schon wegen der zeitlichen Unterschiede der Ereignisse nicht halten. Und Atlantis? „Ja, dieser Atlantis-Mythos fasziniert die Leute immer wieder“, sagt der emeritierte Universitätsprofessor Wolf-Dietrich Niemeier, Experte für die Archäologie in der Ägäis. Doch: „Atlantis halte ich für ein Fantasieprodukt von Platon“, so der ehemalige Leiter der Abteilung Athen des Deutschen Archäologischen Instituts. Der griechische Philosoph Platon (428-348 v.Chr.) hat in einer seiner Schriften von dem sagenumwobenen Reich berichtet, ohne jedoch zu sagen, wo genau es gelegen haben soll. Seitdem suchen Menschen danach.Mehr zum Thema: Forscher entschlüsseln mysteriöses Signal vor Vulkanausbruch Antike Kultur: Urlaubsinsel Santorini hat faszinierende Geschichte Laut Niemeier war die Gesellschaft von Akrotiri vor allem geprägt durch die minoische Kultur auf Kreta. Namensgeber der Kultur war Minos – laut griechischer Mythologie ein Sohn des obersten Gottes Zeus und Europa, Tochter eines phönizischen Königs. Aber Minos war vor allem König von Kreta „und der Erste, der der Überlieferung zufolge eine große Flotte baute und das Ägäische Meer beherrschte“, sagt Niemeier. „Er beherrschte die meisten der umliegenden Völker, und damit müssen ja die Inseln in der Ägäis sowie die kleinasiatische Küste in der heutigen Türkei gemeint sein – also auch Santorini.“ Akrotiri sei jedoch keine Kolonie von Kreta gewesen, so Niemeier. „Es war im Wesentlichen die einheimische Bevölkerung, die dort gelebt hat und die unter starkem kulturellem und politischem Einfluss der Minoer auf Kreta stand“, sagt er. Auch interessant: Santorini, Italien, Teneriffa – Hängen die Erdbeben zusammen? Der Archäologie-Professor Diamantis Panagiotopoulos von der Universität Heidelberg beschreibt Akrotiri als Siedlung, „die sehr potent war und weitreichende Kontakte pflegte“. Die bislang ausgegrabenen Häuser der Siedlung auf Santorini, deren Gesamteinwohnerzahl sich derzeit nicht genau bestimmen lässt und unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwischen 1000 und 9000 Menschen liegen könnte, seien heute „in einem nahezu perfekten Zustand“ erhalten geblieben, nachdem sie von der Vulkanasche verschüttet worden waren
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