Der Konflikt um die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten Wochen der Schwangerschaft bleibt bestehen, trotz des schwindenden Einflusses der Kirchen und der halbwegs eingespielten aktuellen Regelung. Während Befürworter eine Liberalisierung fordern und auf die Schwierigkeiten hinweisen, an Informationen und Termine zu gelangen, insbesondere im Süden Deutschlands, lehnen Gegner eine Entkriminalisierung ab und berufen sich auf die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts. Die Ampel-Koalition hatte eine interdisziplinäre Kommission eingesetzt, deren klare Empfehlung für eine Liberalisierung jedoch zu spät kam, um in der aktuellen Legislaturperiode umgesetzt werden zu können.
Das Thema Abtreibung zerreißt die Gesellschaft nicht mehr so sehr, wie das noch vor dreißig, vierzig Jahren der Fall war. Das mag auch daran liegen, dass der Einfluss der Kirchen schwindet – und dass die Evangelische Kirche ohnehin offen für Reformen ist.
Die Gegenseite macht geltend, dass die angestrebte Entkriminalisierung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts widerspricht. Die muss nicht ewig weiter gelten, vieles spricht dafür, dass heutige Richter auch nicht bei ihrer sehr strengen Haltung zum Lebensschutz bleiben würden. Trotzdem sind auch solche rechtlichen Zweifel ein Grund für eine sehr ernsthafte Befassung.
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