Es sei nicht seine Aufgabe, den Status Quo zu verteidigen, sagt Berlins Kultursenator Joe Chialo. Stattdessen möchte er die Strukturen verändern - und träumt von amerikanischen Verhältnissen.
Ist er naiv und ahnungslos oder vielleicht doch ein Visionär? In der aktuellen Ausgabe des „Spiegel“ ist ein Interview mit dem Berliner Kultursenator zu lesen, in dem Joe Chialo auf die Frage „Glauben Sie wirklich, dass die Privatwirtschaft ausgleichen kann, was der Staat spart?“ kurz und bündig antwortet: „Warum nicht?“
Chialo lobt dann einmal mehr die Berliner Philharmoniker für ihre Kooperation mit der Deutschen Bank. So wie er jüngst in der ZDF-Sendung „Aspekte“ die Zusammenarbeit der Staatsoper Unter den Linden mit BMW als vorbildlich dargestellt hat für die Anstrengung von Kulturinstitutionen, Gelder in der freien Wirtschaft zu akquirieren.
Was der Senator offensichtlich nicht weiß: In beiden Fällen hilft das Sponsoring nicht dabei, dass Kunst entsteht. Die Summen sind lediglich Sahnehäubchen auf dem großen staatlichen Subventionskuchen. Im Fall der Philharmoniker ist die Zuwendung der Bank zweckgebunden fürs Education-Programm, also für Projekte des Orchesters im Bereich von Kindern und Jugendlichen.
BMW wiederum ermöglicht das kostenlose „Staatsoper für alle“-Event auf dem Bebelplatz. Dabei ist eine Aufführung zu erleben, die aus dem Saal auf eine Großbildleinwand übertragen wird, sowie ein Freiluft-Konzert der Staatskapelle. Außerdem sponsert der Autobauer auch mal ein Digitalprojekt, das sonst nicht realisiert werden könnte oder gibt einen Zuschuss für eine Tournee.
Beide Engagements sind löblich und sollen keineswegs kleingeredet werden. Aber die Summen, die hier bewegt werden, sind winzig im Vergleich zu den Dollar-Millionen, die in den USA von Philanthropen und Unternehmen für die Kultur locker gemacht werden.Über die Frage, ob sich dieses System auf Deutschland übertragen lasse, wurde schon gestritten, als der blutjunge Joe Chialo 1989 mit ein paar Kumpels eine Hardrock-Band gründete.
Deutschland Neuesten Nachrichten, Deutschland Schlagzeilen
Similar News:Sie können auch ähnliche Nachrichten wie diese lesen, die wir aus anderen Nachrichtenquellen gesammelt haben.
Thalbach: Mit Kulturstaatsminister Chialo würde Land 'provinziell'Berlin - Katharina Thalbach warnt vor Joe Chialo (CDU) als möglichem Kulturstaatsminister. 'Dann wird alles noch schlimmer. Und nicht nur Berlin. Dann wird Deutschland provinziell', sagte die Schauspielerin
Weiterlesen »
Jetzt müssten alle sparen – auch die Stadt, nicht nur die BielefelderVielerorts fehlt in Bielefeld Geld. Da müsste die Politik jede Ausgabe noch mal genau prüfen – auch im Sinne eines besseren Miteinanders, sagt unsere Autorin.
Weiterlesen »
Cancel Culture bei Transmediale? Ein Gemälde von Joe Chialo sorgt für KontroverseDarf ein Bild von Joe Chialo bei der Transmediale nicht gezeigt werden? Sicher ist: Ein konventionelles Gemälde kann immer noch von enormer Sprengkraft sein.
Weiterlesen »
Kongo-Außenministerin fordert FC Bayern und Co. zum Ende der Sponsoring-Deals mit Ruanda aufDie kongolesische Außenministerin Thérèse Kayikwamba Wagner hat den FC Bayern München, Paris Saint-Germain und Arsenal aufgefordert, ihre Sponsoringverträge mit Ruanda zu beenden. Hintergrund sind die Konflikte im Osten des Kongo, in denen Ruanda laut Kritikern eine Eskalierende Rolle spielt.
Weiterlesen »
Kongo fordert: FC Bayern soll „blutbeflecktes“ Sponsoring für Ruanda stoppenBayern München bleibt in der Champions League das brisante Wiedersehen mit Pep Guardiola erspart.
Weiterlesen »
Appell an FC Bayern wegen 'blutbeflecktem' SponsoringvertragInformieren Sie sich hier zu Sponsoring-Abschlüssen, Ausrüster-Deals und exklusiven Vermarktungsanalysen
Weiterlesen »