Die Sportsoziologin Christiana Schallhorn spricht über eine bunte Vielfalt und toxische Männerkultur auf den Rängen sowie den offenen Umgang der Spielerinnen mit Homosexualität.
Bei einigen WM-Spielen war die Stimmung gar nicht mehr viel anders als bei den Männern, wenn beispielsweise Kolumbien gespielt hat. Im Fragebogen taucht dazu der Begriff „toxische Männlichkeit“ auf. Warum?Diese Bezeichnung wurde in unserer Vorstudie von vielen Befragten verwendet.
Der Fußball steht eben in beiden Gastgeberländern nicht an erster Stelle, sondern Rugby. Lag es daran?Jein. Die Nationalsportarten sind andere, aber die fehlende Sichtbarkeit ist für mich Kardinalproblem. Was nicht gezeigt wird, ist im Bewusstsein nicht vorhanden. Stellen wir uns doch nur vor,hätten die WM nicht in Deutschland übertragen. Dann wäre das Interesse sicher deutlich geringer gewesen.
Wie erklären Sie die Tatsache, dass der Frauenfußball in den Ländern so einen unterschiedlichen Stellenwert hat?Das hängt natürlich viel mit der kulturellen Bedeutung des Sports und insbesondere des Fußballs zusammen. Aus meiner Sicht wird Fußball auch in Deutschland von vielen immer noch klassisch als Männersport betrachtet, während Australien eher vom „beautiful game“, vom schönen Spiel spricht.
Auffällig ist, dass sich in Deutschland die Sportwissenschaft, Sportmedizin oder Sportsoziologie eher wenig mit Frauenfußball beschäftigt hat. Sie beackern gerade unerforschtes Gebiet.Wir sprechen tatsächlich diesbezüglich von einer Datenlücke. Auch die Wissenschaft interessiert sich in erster Linie für Männersport. Aber das wandelt sich. Sowohl in der Gesellschaft als auch in der Wissenschaft steigt das Interesse am Frauensport.
Wird das frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft vielleicht dafür sorgen, dass der angestoßene Boom mit der EM in England jetzt abflaut?Ich glaube nicht an einen negativen Effekt für den deutschen Frauenfußball trotz des unerwartet frühen Ausscheidens. Fans halten auch in Krisen zu ihren Spielerinnen und Vereinen.
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