Die Neue Nationalgalerie untersucht in der Ausstellung „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000“ die Frage, inwiefern Willi Sittes Malerei für Pop und Propaganda in der DDR stand.
Die Neue Nationalgalerie stellt in ihrer Ausstellung „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft 1945–2000“ die Frage, inwiefern Willi Sittes Malerei für Pop und Propaganda in der DDR stand. Zwei seiner „Leuna“-Bilder gehören der Neuen Nationalgalerie: „Leuna 1921“, die Gewaltszenen des niedergeschlagenen Arbeiteraufstands der Reaktion zeigt, und „Leuna 1969“, eine kraftstrotzende Realistische Apotheose des sozialistischen Aufbaus.
Die beiden riesigen Tafeln kamen 1990 mit der Wiedervereinigung der Staatlichen Museen in die Sammlung des Mies-van-der-Rohe-Tempels. Sitte, Kunstfunktionär, in den 50ern Modernist im Stil Picassos, dafür parteidiszipliniert durch die stalinistische Leitkultur unter Ulbricht, war leidenschaftlicher Realist. In der Ära Honecker wurde er zum exponiertesten Repräsentanten des Kunstsystems. Nun, neun Monate vor der Finissage, stellen die Kuratoren und der aus Karlsruhe stammende DDR-Kunst-Kenner Eckart Gillen die Frage: Stand Sittes Malerei für Pop und Propaganda in der DDR? Die Frage nimmt sich 35 Jahre nach dem Ende des vormundschaftlichen Staatssozialismus eher marginal aus: Gerade brennt die Welt, den demokratischen Kräften im freiheitlichen Westen fliegen ihre Utopien und Werte um die Ohren. Propaganda quillt tagtäglich aus jeder Verlautbarung, den Fake News der Medien, den poppig-medialen Auftritten von Trump und Gefolge samt Musks Plattform X, den neuerlichen Ungeheuerlichkeiten der AfD-Führer. Sie alle bedienen sich geschickt der Wirkmacht der Medien. In den Jahrzehnten des Kalten Krieges war die aus den USA kommende Pop-Art das neueste Ausdrucksmittel in den Massenmedien – für einfache, sinnfällige Begrifflichkeit, für Werbung wie für künstlerische Gesellschaftskritik. Im Osten war Pop-Art durch ihre Orientierung an der kapitalistischen westlichen Konsumwelt offiziell verpönt. Und doch fand die Formensprache Eingang in die Kunst. Auf welche Weise dies geschah, wird in der Ausstellung „Zerreißprobe“ an den Bildern Sittes deutlich. Seine Chemiearbeiter und Bergleute, all die zupackenden, nackt duschenden, sich orgiastisch liebenden Proleten propagierten als „Sieger der Geschichte“ eine bessere Welt. Der Kunsthistoriker Eckhart Gillen diskutiert mit dem Publikum, wie und ob sich Sittes expressive, an den Massenmedien orientierende Bildsprache mit den politischen Vorgaben der DDR-Regierung vereinbaren ließ.
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