35 Jahre nach der Stasi-Aktion: Evelyn Zupke kämpft für die Opfer der DDR-Diktatur

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35 Jahre nach der Stasi-Aktion: Evelyn Zupke kämpft für die Opfer der DDR-Diktatur
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Evelyn Zupke, die als Bundestagsbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur arbeitet, erinnert sich an den Wendepunkt vor 35 Jahren, als Bürger die Stasi-Zentrale stürmten und die Aktenvernichtung stoppten. Sie kämpft für die Anerkennung der gesundheitlichen Folgen der DDR-Verfolgung und die Verbesserung der sozialen Lage der Opfer.

Vor 35 Jahren stürmten DDR -Bürger die Stasi -Zentrale und stoppten die Aktenvernichtung. Diese Akten erleichtern heute auch Evelyn Zupke die Arbeit. Als Bundestagsbeauftragte will sie die soziale Lage der Opfer verbessern - und ist optimistisch. Evelyn Zupke , Sie sind seit gut dreieinhalb Jahren Beauftragte für die Opfer der SED-Diktatur. Warum war die DDR eine Diktatur? Es gab keine freien Wahlen, es gab keine Pressefreiheit, keine Versammlungs- oder Meinungsfreiheit, keine Reisefreiheit.

Allein daran sieht man schon, dass es eine Diktatur gewesen ist. Und natürlich waren die Menschen in Unfreiheit gehalten. Jeder Mensch, der sich anders benahm, anders bewegte, als der Staat es wünschte oder vorsah, hatte die Folgen zu spüren. Ich als SED-Opferbeauftragte spüre das natürlich noch heute, weil ich mit den Betroffenen des Unrechts der Diktatur zu tun habe. Geboren 1962 in Binz auf Rügen, ist seit 17. Juni 2021 die erste SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag. Die ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin war Mitglied des Friedenskreises Weißensee und als Mitorganisatorin der Aufdeckung des Wahlbetrugs bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 an der friedlichen Revolution in der DDR beteiligt. Man muss wissen, dass es in der DDR circa 250.000 bis 280.000 politische Gefangene gegeben hat. Circa 36.000 Kinder und Jugendliche waren in Spezialkinderheim und Jugendwerkhöfen eingesperrt. Und es gab noch diverse andere Opfergruppen. Politischer Gefangener konnte man leicht werden. Die Menschen haben vielleicht mit anderen schlecht über die DDR geredet oder die DDR zu stark kritisiert, haben Flugblätter erstellt. Gerade einzelne Personen, die nicht organisiert waren, wie wir in den oppositionellen Gruppen, waren besonders gefährdet. Wenn ein einfacher Arbeiter im Betrieb ein Flugblatt an eine sogenannte Wandzeitung hing, dann konnte das zu politischer Haft führen. Viele Menschen wurden eingesperrt, weil sie einen missglückten Fluchtversuch hinter sich hatten. Das Strafgesetzbuch der DDR war sehr kreativ und fantasiereich. Oft wurden Jugendliche eingesperrt, die einfach unangepasst gewesen sind. Das kann die falsche Frisur sein, die falsche Klamotte, die falschen Gedanken, die ich dummerweise ausgesprochen habe. Falsche Musik hören, einfach eine große Klappe haben und auffallen. Vor 35 Jahren stürmten Bürger in Frankfurt (Oder) die Stasi-Bezirksverwaltung und stoppten die Aktenvernichtung. Es war ein Wendepunkt, der die bröckelnde Macht der DDR-Diktatur sichtbar machte. Zeitzeugen erinnern sich an diesen historischen Tag. Viele der Menschen, die von politischen Repressionen betroffen waren, haben langfristige Gesundheitsschäden davongetragen. Wenn man sich vorstellt, jemand kommt in politische Haft, eine Frau kommt nach Hoheneck, eines der berüchtigtsten Frauengefängnisse in der DDR, dass die dort in der Dunkelzelle saß, in der Wasserzelle stand, in Einzelhaft war, zu Verhören geholt wurde, Haft-Zwangsarbeit leisten musste - und so erging es sehr vielen Häftlingen - dann war das natürlich sehr, sehr traumatisierend. Diese Folgen begleiten die Menschen ein Leben lang. Und wenn sie heute, nach Jahrzehnten, noch diese Gesundheitsfolgen anerkennen lassen wollen, dann ist das sehr schwierig. Es ist schwierig, die Kausalität zwischen der damaligen Repressionserfahrung und der heutigen Erkrankung nachzuweisen. Die Menschen leiden darunter, dass ihnen nicht geglaubt wird, dass die Ämter und Behörden sagen, das kann nicht sein, dass es daher kommt, das ist so lange her. Da kämpfe ich aber ganz stark, das zu verbessern. Nach diesen furchtbaren Haftbedingungen leiden viele unter Traumata. Und aus der Traumaforschung wissen wir, dass auch die Kinder und Enkel teilweise von diesen Erfahrungen der Elterngeneration geprägt werden, dass auch sie darunter leiden. Sind sie in indirekter Form auch Opfer? Das würde ich deutlich bejahen. Auch die Angehörigen, vor allem die Nachkommen, die Kinder der ehemals politisch Verfolgten sind Opfer der SED-Diktatur. Denn sie sind getrennt worden von ihren Eltern, sie haben mitunter die Verhaftung vor ihren eigenen Augen miterlebt. Oder die Eltern, die Mutter, der Vater, waren von dem einen auf den anderen Tag weg. Sie wussten nichts über den Verbleib, sie kamen in Heime, sie kamen zu Verwandten. Auch wenn sie später wieder zusammenkamen mit ihren Eltern, ist das Verhältnis oft gestört bis heute, weil eben viele Fragen im Raum stehen. Es stehen auch Schuldvorwürfe im Raum, oder die Eltern sind anders aus der Haft gekommen, als sie hineingegangen sind. Warum ist meine Mutter so komisch? Warum mussten immer die Türen aufbleiben? Warum wurde ich immer so beschützt, bewacht? Es gibt ganz viele Fragen, die dort aufkommen. Am 17. Juni 1953 sind in Ost-Berlin und an etwa 700 weiteren Orten in der DDR rund eine Million Menschen auf die Straße gegangen. In Berlin und Brandenburg wird auf mehreren Veranstaltungen an diesen denkwürdigen Tag erinner

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