Wie sich eine Schreibkrise vom Dauerkrisenmodus unserer Zeit unterscheidet: die Rede zur Literatur von Ferdinand Schmalz. Heute geht es in Klagenfurt los mit den ersten Lesungen.
Es wirkt an diesem Abend im Klagenfurter ORF-Studio zunächst so, als wolle Ferdinand Schmalz das Sentenzen- und Flachbildgewitter seiner Vorrednerinnen und Vorrednerkurzerhand fortsetzen. Nichts eingefallen sei ihm, als er sich an das Schreiben seiner Rede zur Literatur gesetzt habe. Dabei hatte er doch eine Rede geplant, „in der vor lauter Wut die Karawanken ins Wanken kommen und der Wörthersee um Worte ringt.
Das hätte auch von einem der Sponsoren des Wettbewerbs kommen können. Oder von der hiesigen ORF-Landesdirektorin Karin Bernard, die trotz eines schönen Verweises auf den im Mai verstorbenen österreichischen Schriftsteller Walter Kappacher nicht umhin kam zu sagen, dass die Mitglieder der Jury für sie „Feldvermesser und Wünschelrutengeher“ seien, „die im weiten Feld der Sprache den Wasseradern der Qualität nachspüren.
Man mochte sich da einmal mehr bestätigt fühlen, dass es vielleicht nicht die beste Idee ist, einstige Bachmannpreisgewinner- oder gewinnerinnen für diese doch recht erwartungsförderndLiteraturverweise hat Schmalz immerhin, und die Kurve bekommt er schließlich auch noch, als er seine Schreibkrise oder die anderer kurzschließt mit den Krisen, mit dem andauernden Krisenmodus, in dem sich insbesondere die westlichen Gesellschaften und Demokratien gerade befinden.
Ein hohes Lied auf die Schreibkrise singt Schmalz, da diese ultimativ sei, anders als die anderen Krisen, in oder nach denen immer weitergemacht werde. Und er konstatiert: „Was aber die gegenwärtigen gesellschaftlichen Krisen von Schreibkrisen unterscheidet, ist, dass sie nicht Teil eines formgebenden Prozesses sind, sondern dass sie uns formlos zurücklassen.“Hm, wenn das kein Quatsch ist, den Schmalz hier erzählt.
Eine gewisse Form haben natürlich auch diese Resultate der Abstumpfung, selbst wenn diese Form als solche nicht so leicht erkennbar ist wie die etwas antiquierten Formbemühungen von Schmalz: ein bisschen Thomas-Bernhard-Sound, um des Kunstcharakter willens alles konsequent kleingeschrieben, wie man nachlesen kann. Und mit einer Pointe versehen, aus der sich der zugegebenermaßen schön alberne Titel seiner Rede ableitet: „Hoppla, die Leberwurst“.
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