Das Rechenzentrum in Potsdam, ein Ort für Kreativität und soziales Engagement, steht vor ungewisser Zukunft. Streitigkeiten zwischen der Stiftung Garnisonkirche und der Stadtverwaltung über die Weiterentwicklung des Areals und die Finanzierung des Rechenzentrums werfen Fragen nach der Zukunft des einzigartigen Ortes auf.
Das Rechenzentrum in Potsdam fungiert als Kreativhaus, Atelier und Zuhause für sozial engagierte Menschen in der Innenstadt. Es befindet sich zum Teil auf dem Gelände der Stiftung Garnisonkirche . Seit zehn Jahren wird es geduldet, doch dies könnte bald enden. Die Zukunft des Rechenzentrum s, einem Kunst -, Kultur - und Kreativzentrum in Potsdam s Mitte, wurde Thema einer hitzigen Debatte im Hauptausschuss.
Im Oktober 1990 hatte die Stadtverordnetenversammlung für Potsdam beschlossen, eine „behutsame Wiederannäherung ans historische Stadtbild“ anzustreben. 34 Jahre später sieht die Gegend um die Nikolaikirche fast wieder aus wie früher. Doch ist es richtig, eine Stadt nach historischem Vorbild nachzubauen?Hintergrund der Diskussion ist ein Schreiben der Stiftung Garnisonkirche an den Potsdamer Oberbürgermeister. Leinemann, der Verwaltungsvorstand der Stiftung, wirft der Stadt mangelnde Kommunikation mit der Stiftung vor. Konkret geht es um zwei Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung aus dem vergangenen Jahr. Im ersten Beschluss vom Juni 2024 wurde dem Bau eines Plenarsaals auf dem Gelände der ehemaligen Garnisonkirche eine Absage erteilt. Stattdessen soll der Plenarsaal auf dem Verwaltungcampus in der Friedrich-Ebert-Straße gebaut werden. Dadurch ist das Konzept eines „Forums der Demokratie“, in das auch der neue Kirchturm der Garnisonkirche eingebunden worden wäre, mindestens infrage gestellt. Mit dem zweiten Beschluss sollen die Voraussetzungen für eine Mietvertragsverlängerung des Rechenzentrums um weitere fünf Jahre geschaffen werden. Damit würde laut Stiftung de facto darauf hingearbeitet, das Rechenzentrum dauerhaft zu erhalten. Beide Beschlüsse seien mit der Stiftung weder vorbesprochen, noch habe die Stadt sie später der Stiftung kommuniziert. Die Stiftung sieht nun eine „neue Lage“ und fordert im Schreiben, dass vor weiteren Schritten, wie Teilnahme des Vorstands an Workshops der Machbarkeitsstudie, ein Beratungs- und Entscheidungsbedarf im Kuratorium geklärt werden müsste. Die Machbarkeitsstudie sollte sich ergebnisoffen mit dem Areal der ehemaligen Garnisonkirche befassen. Die Integration des Plenarsaals der Stadtverordneten in ein mögliches Neubauvorhaben sei aus Sicht der Stiftung wesentlicher Teil der Beschlusslage. Schließlich wird in dem Schreiben die Frage aufgeworfen, wie die Stadt den finanziellen Unterhalt, die Erhaltung und die Teilsanierung des Rechenzentrums in Anbetracht der prekären Haushaltslage der Stadt stellen will. Doch die Herausforderungen für die Zukunft des Rechenzentrums sind vielfältig. Es gibt baurechtliche Probleme, da das Rechenzentrum in der Nähe des neu gebauten Kirchturms der Garnisonkirche steht. Aus Brandschutzgründen ist es laut Bauaufsicht zu nah. Derzeit ist die Situation nur möglich, weil das Rechenzentrum nur geduldet wird. Die Kulanz der Bauaufsicht würde aber womöglich enden, wenn sich dieser Status ändern würde. Dann müsste eine neue gesetzliche Regelung gefunden werden. Und auch für die Mieterinnen und Mieter würde sich bei einer Vertragsverlängerung voraussichtlich etwas ändern. Die Stadt hat das Gebäude den Betreibern quasi zu einem „Selbstkostenpreis“ überlassen. Das bedeutet, sie müssen nur so viel Geld durch Miete aufbringen, dass die laufenden Kosten gedeckt sind. Deshalb können die Mieten auf einem für Potsdamer Verhältnisse sehr niedrigen Niveau gehalten werden. Rund zehn Euro kostet der Quadratmeter. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus der Verwaltung, wenn das Rechenzentrum länger erhalten bleiben sollte, müssten auch die Mieten steigen. Ansonsten könnten andere Immobilienbetreiber in der Stadt dieselben Konditionen einfordern. Es ist eine Frage der finanziellen Gerechtigkeit. Ob bei einem deutlich erhöhten Mietpreis die Mieterinnen und Mieter dann nicht freiwillig in das neue Künstlerquartier im Langen Stall umziehen würden, ist unklar. Die rechtlich sichere Situation dort könnte aber ein Argument sein.
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