Eine neue Studie identifiziert Bakterien im Darm, die unseren Zuckerkonsum beeinflussen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein Mangel an dem Bakterium Bacteroides vulgatus und dessen Stoffwechselprodukt Pantothenat zu einem erhöhten Verlangen nach Zucker führt.
Zucker ist eine konzentrierte Energiequelle und spielte in Zeiten des Mangels eine überlebenswichtige Rolle. Aus diesem Grund haben Tiere und Menschen über Millionen von Jahren eine starke Vorliebe für zuckerhaltige Nahrung entwickelt, die bis heute anhält. Doch in Zeiten von Dubai-Schokolade, Gummibärchen und Cola wird uns diese biologische Programmierung zum Verhängnis.
Die ständige Versuchung durch Zuckerprodukte ist schwer zu widerstehen, auch weil unser Gehirn und Darm noch für die Welt der Steinzeit programmiert sind. Dies hat gesundheitliche Folgen: Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nur einige davon. Eine neue Studie hat eine Ursache für unsere Zuckersucht im Darm gefunden.Chinesische Forscher der Jiangnan-Universität haben herausgefunden, dass Darmbakterien Stoffe freisetzen, die als Hormone und Neurotransmitter kognitive Vorgänge beeinflussen. Damit wirken die Bakterien ähnlich wie Ozempic oder andere Medikamente, die den Blutzuckerspiegel bei Diabetes-Patienten senken. Ozempic wird auch als beliebte „Abnehmspritze“ von immer mehr Menschen ohne Diabetes genutzt. Für die Studie verglichen die Forscher das Blut von 60 Typ-2-Diabetes-Patienten mit den normalen Blutwerten von Menschen ohne Diabetes. Dabei fiel ihnen die geringe Zahl des Proteins FFAR4 in den Blutproben der Diabetes-Patienten auf. Ein Vergleich zwischen dem Blut und Kot von mit Diabetes induzierten Mäusen und gesunden Mäusen ergab ein ähnliches Ungleichgewicht. Das Protein FFAR4 aktiviert das Hormon GLP-1, das auch bei Ozempic gezielt genutzt wird, um Appetit und Blutzucker zu regulieren. Es führt zu einem Sättigungsgefühl, das die Gewichtsabnahme erleichtert. Eine niedrige Anzahl des Proteins könnte umgekehrt einen erhöhten Blutzuckerspiegel sowie einen starken Appetit verursachen.Genetisch manipulierte Mäuse, bei denen das FFAR4-Protein ganz entfernt wurde, zeigten ebenfalls eine viel größere Vorliebe für Zucker als natürliche Mäuse. Den Mäusen wurde dabei eine typische Nahrungszusammensetzung, Nahrung mit besonders viel Fett sowie Nahrung mit besonders viel Zucker zur Wahl gestellt. Den Forschern zufolge liegt die Ursache für den Mangel an FFAR4-Protein in den Bakterien des Darms. Mäuse ohne das Protein und mit einer Vorliebe für Zucker haben eine andere Bakterienzusammensetzung im Darm: Vor allem der Mangel des Bakteriums Bacteroides vulgatus und dessen Stoffwechselprodukt, das Molekül Pantothenat, fielen in der Studie auf. Ein ähnlicher Effekt konnte auch im Stuhl von Menschen mit Diabetes nachgewiesen werden. Die Forscher vermuten, dass Bakterien wie B. vulgatus eine Kettenreaktion auslösen: ihr Stoffwechselprodukt Pantothenat wird im Dünndarm freigesetzt, was den FFAR4-Spiegel erhöht und dadurch das Verlangen nach Zucker verringert. Versuchstiere und Menschen mit niedrigerem FFAR4-Spiegel hätten umgekehrt dann ein erhöhtes Verlangen nach Zucker. Pantothenat trägt außerdem indirekt zur Freisetzung des Hormons FGF21 in der Leber bei. Dieses Hormon beeinflusst den Hypothalamus, eine Gehirnregion, die das Ess- und Fressverhalten von Mensch und Tier steuert und somit den Energiehaushalt reguliert. Die Forscher hoffen, dass die aus den Bakterien gewonnenen Moleküle dabei helfen könnten, wirksame Maßnahmen gegen den Zuckerrausch zu entwickeln. Die Studie veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Nature Microbiology“.
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