Fünf Jahre nach Bekanntwerden der ersten Corona-Infektionen in Deutschland hält Virologe Professor Hendrik Streeck die ersten damaligen Reaktionen auf den Ausbruch der Pandemie nach wie vor für richtig. Er übt aber auch Kritik an der Pandemie-Strategie, insbesondere an der zu langen Fokussierung auf die Nachverfolgung von Infizierten. Streeck betont die Wichtigkeit interdisziplinärer wissenschaftlicher Beratung von Politik in Krisenlagen.
Fünf Jahre nach Bekanntwerden der ersten Corona-Infektionen in Deutschland hält Virologe Professor Hendrik Streeck die ersten damaligen Reaktionen auf den Ausbruch der Pandemie nach wie vor für richtig. Das sagte der Bonner Arzt der Ärzte Zeitung. Er übt aber auch Kritik. Nach Streecks Ansicht gibt es mit Blick auf die Corona-Pandemie nicht die eine „große“ Lehre.
„Aber ad hoc würde ich sagen, dass interdisziplinäre wissenschaftliche Beratung von Politik in Krisen wie der COVID-19-Pandemie enorm wichtig ist, wobei auch klar sein muss, dass eine Beratung nicht gleich auch eine Entscheidung ist“, erklärt der Virologe. Er kritisierte, dass zu Beginn der Pandemie bestimmte Fachbereiche wie Hygieniker oder Kinder- und Jugendärzte nicht hinreichend von der Politik gehört worden seien. Einiges laut Streeck zu späteren Zeitpunkten nicht mehr angebracht Vor fünf Jahren – am 27. Januar 2020 – wurde in Deutschland der erste Fall mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen. Das Virus hielt Gesellschaft, Politik und das Gesundheitssystem bis Anfang 2023 in Atem. Im Rückblick sei es schwer, pauschal zu sagen, was in der Pandemie „gut“ und was „schlecht“ funktioniert habe, so Streeck. „Es gab Dinge, die zu bestimmten Zeitpunkten der Pandemie gut liefen, die aber zu späteren Zeitpunkten nicht mehr angebracht waren. Wenn man das zeitlich einteilt, würde ich schon sagen, dass zunächst die erste Reaktion auf den Ausbruch der Pandemie richtig war.“ Das gelte auch für den ersten Lockdown ab dem Frühjahr 2020. „Wir kannten das Virus damals noch nicht. Wir wussten nicht, was mit COVID-19 auf die Bevölkerung in Deutschland zukommt, wie schwer die Krankheitsverläufe zum Beispiel sind“, betont der Virologe. Im weiteren Verlauf der Pandemie habe sich Deutschland aber zu lange auf die Nachverfolgung von Infizierten und deren Kontaktpersonen fokussiert. Das Virus habe eine derart schnelle Generationszeit besessen, „dass wir es gar nicht mehr schaffen konnten, dem hinterherzukommen“, sagt Streeck, der auch dem Expertenrat „Gesundheit und Resilienz“ beim Bundeskanzleramt angehört. (hom
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