Belgien bildet erstmals eine Regierung unter der Führung der rechtsgerichteten Partei N-VA. Bart De Wever wird neuer Premierminister und plant drastische Reformen mit Einschnitten im Sozialstaat. Die Koalition mit vier weiteren Parteien wird als „Arizona-Koalition“ bezeichnet.
Belgien erlebt eine historische Zäsur mit der erstmaligen Bildung einer Regierung unter der Führung der rechtsgerichteten Partei N-VA . Der Königspalast gab bekannt, dass König Philippe über eine Koalitionsvereinbarung der migrationskritischen flämischen Nationalisten der N-VA mit vier weiteren Parteien informiert wurde. Bart De Wever , Vorsitzender der N-VA und bisheriger Bürgermeister der Hafenstadt Antwerpen, wird der neue Premierminister der neuen Mitte-Rechts-Regierung.
Nach der Einigung schrieb De Wever auf der Plattform X: „Alea iacta est“ („Der Würfel ist gefallen“). Die neue Regierung setzt sich vorrangig das Ziel, die hohe Schuldenlast und Neuverschuldung Belgiens abzubauen. Es ist zu erwarten, dass drastische Reformen mit erheblichen Einschnitten im Sozialstaat folgen werden. Der genaue Zeitpunkt der Regierungsübernahme ist noch unklar. Der Termin für die Vereidigung des Premierministers und der Regierungsmitglieder wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben, so der Königspalast.Die N-VA, die unter anderem mehr Autonomie für den wirtschaftlich stärkeren Landesteil Flandern anstrebt, war bei der Wahl für eine neue Abgeordnetenkammer im Juni die stärkste Kraft. Gemeinsam mit der liberalen Partei MR aus der französischsprachigen Wallonie, den Christdemokraten aus beiden Landesteilen sowie den flämischen Sozialdemokraten soll nun die sogenannte „Arizona-Koalition“ gegründet werden. Der Name der Koalition leitet sich von den Farben der Parteien ab, die mit der Flagge des US-Bundesstaates Arizona übereinstimmen (Gelb, Orange, Blau und Rot). Die Mitte-Parteien werden in der Koalition zusammen weiterhin eine deutliche Mehrheit haben, sodass ein radikaler Rechtsruck nicht zu erwarten ist. Georges-Louis Bouchez, Chef der liberalen Partei MR aus der Wallonie, schrieb nach der Einigung auf X: „Heute Abend wird die Zukunft klarer. Für Belgien. Für jeden Belgier. Wir sind bereit.“ Die MR war bei der Wahl im Juni die drittstärkste Kraft hinter dem radikal rechten Vlaams Belang aus Flandern. Bereits bei der letzten Parlamentswahl 2019 hatte die N-VA die meisten Stimmen erhalten, war jedoch in der Opposition geblieben. Erst nach rund 16 Monaten Verhandlungen war damals die sogenannte „Vivaldi-Koalition“ aus sieben Parteien - den Grünen, den Liberalen und den Sozialdemokraten aus beiden Landesteilen sowie den Christdemokraten aus Flandern - entstanden.Regierungsbildungen in Belgien sind bekannt für ihre Komplexität und Lähmung. Dies liegt unter anderem daran, dass die meisten Parteien entweder in der französischsprachigen Wallonie oder im niederländischsprachigen Flandern antreten. Der König spielt dabei eine wichtige Vermittlerrolle. Insgesamt waren gut acht Millionen Belgierinnen und Belgier zur Wahl aufgerufen. In Belgien herrscht Wahlpflicht. Nichtwählern, die ohne richterlich akzeptierten Grund keine Stimme abgeben, droht eine Strafe.
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