Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg zeigt, dass Übergewicht und Adipositas in Deutschland möglicherweise für 23 Prozent der kolorektalen Karzinome verantwortlich sind. Die Forscher identifizierten systematische Fehlschätzungen in früheren Untersuchungen, die zu einer Unterbewertung des Risikos geführt haben.
Heidelberg. Übergewicht und Adipositas sind wichtige Risiko faktoren für Darmkrebs . Die Fachliteratur besagt, dass der Anteil der Fälle, die auf diese Faktoren zurückzuführen sind (population attributable fraction, PAF), je nach Weltregion zwischen 5 und 11 Prozent liegt. Für Europa wird er mit etwa 8 Prozent veranschlagt. Eine Studiengruppe des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg unter Leitung von Professor Hermann Brenner hält diese Zahlen jedoch für viel zu niedrig.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass in Deutschland rund 23 Prozent der kolorektalen Karzinome (KRK) mit erhöhtem Körpergewicht in Zusammenhang stehen könnten. Systematische Fehlschätzungen in älteren Untersuchungen könnten die Diskrepanz zwischen den Zahlen erklären. Laut dem Heidelberger Team um Erstautor Marco Mandic sind in diesen Untersuchungen drei wichtige Faktoren außer Acht gelassen worden. Für die aktuelle Untersuchung (Obesity 2024; online 10. Dezember) wurden Daten der bevölkerungsbasierten Fall-Kontroll-Studie DACHS (Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening) herangezogen. 7.098 Personen mit einer ersten KRK-Diagnose (medianes Alter 61 Jahre, rund 60 Prozent Männer) wurden mit 5.757 Personen mit gleichem Alter und Geschlecht ohne KRK verglichen. Wurde die Analyse nach dem alten Standard, also ohne Berücksichtigung der drei genannten Einflussfaktoren, vorgenommen, wurden 11,5 Prozent der KRK-Fälle mit Übergewicht und Adipositas in Verbindung gebracht. Die PAF erhöhte sich auf 17,7 Prozent, wenn statt des BMI in den zehn Jahren unmittelbar vor der Diagnose der BMI in den Jahren 5–14 vor der Erkrankung verwendet wurde. Wurden außerdem Personen mit einer früheren Koloskopie von der Auswertung ausgeschlossen, stieg die PAF auf 22,0 Prozent. Die zusätzliche Absenkung der Referenz-BMI-Kategorie von 25 kg/m2 auf 22,5 kg/m2 führte dann zu einer PAF von 23,4 Prozent. Die Ergebnisse verdeutlichten „die Notwendigkeit und das große Potenzial“ von Maßnahmen zur Vorbeugung und Behandlung von Übergewicht und Adipositas mit Blick auf die Primärprävention von kolorektalen Karzinomen, schreiben die Heidelberger Forscher. Als Limitationen ihrer Analyse sind u. a. zu berücksichtigen, dass Menschen, die zur Teilnahme an einer Kontrollgruppe bereit sind, vermutlich besonders gesund leben, dass das Gewicht von den Patienten rückblickend berichtet wurde und dass trotz umfassender Risikoadjustierungen Verzerrungen nicht auszuschließen sind
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